Herr Buchbinder, Sie haben Peter Alexander vor über 30 Jahren kennengelernt. Gibt's an das erste Treffen spezielle Erinnerungen?

RUDOLF BUCHBINDER: Nein, denn wir haben einander immer wieder bei diversen öffentlichen Anlässen getroffen und sind auch einmal in einer TV-Show gemeinsam aufgetreten. Beide am Klavier. Und dann erst sind wir mit der Zeit Stück für Stück eng und enger geworden. Wir sind in die Freundschaft gleichsam hineingewachsen. Und unsere Kinder heißen übrigens beide Susanne und Michael.

Was hat Sie beide in diesen mehr als 30 Jahren verbunden?

BUCHBINDER: Dass keiner auch nur irgendetwas vom anderen wollte. Gegenseitiger Respekt und gegenseitige Verehrung ist die schönste und vor allem auch die wichtigste Basis für eine gut funktionierende Freundschaft. Und genau so war es bei uns. Wir haben einander wirklich sehr verehrt. Ganz ohne Hintergedanken.

Wie bewerten Sie Alexanders Umgang mit den schweren Schicksalsschlägen? Wie sehen Sie es, dass er sich komplett in sich zurückgezogen hat?

BUCHBINDER: Das ist eine Frage, die ich eigentlich nicht mehr hören kann. Wenn man seine Frau und seine Tochter verliert, Menschen, die man geliebt hat, dann hat man das Recht, so zu reagieren. Andere flüchten sich vielleicht in Arbeit, aber so war er eben nicht. Seine Hilde und er waren über 50 Jahre verheiratet, sehr glücklich verheiratet. Aber es ist auch völlig falsch, dass Zurückziehen gleichbedeutend sein muss mit ewig Traurigsein. Peter war nicht nur traurig, wir haben Geburtstage gefeiert, wir haben geredet und gelacht. Er hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, das ja, aber nicht vom Leben.

Peter Alexander hatte, das war nie ein Geheimnis, Probleme mit seinem Sohn Michael, der es trotz seiner 47 Jahre beruflich bis heute nicht geschafft hat, so wirklich auf eigenen Beinen zu stehen. Hat ihn das belastet? Zu Michaels dritter Hochzeit im vergangenen Jahr in Innsbruck ist der Vater ja nicht angereist.

BUCHBINDER: Wer hat denn keine Probleme mit seinen Kindern? Und wen belasten die nicht? Tatsache ist, dass das Verhältnis zwischen den beiden zuletzt wieder deutlich besser war. Da wurde in den Jahren immer und immer wieder unsinnig viel Zeug hineininterpretiert.

Man las dieser Tage immer wieder davon, dass sich Ihr Freund eigentlich nur noch mit dem Füttern der Vögel im Garten und mit seiner Eisenbahn beschäftigt haben soll. Stimmt das?

BUCHBINDER: Man liest so viel Unsinn. Vor allem das mit den Vögeln. Mit der Eisenbahn hat er gespielt, das stimmt allerdings. Aber mit der hat er immer gespielt. Da gab's Sommerlandschaften, durch die die Züge gefahren sind, da gab's Winterlandschaften. Nicht selten bin ich bei ihm gesessen, wenn er mit viel Freude bei dieser Sache war. Der Peter Alexander war, seit seine Frau nicht mehr lebt, immer wieder auch gerne allein. Aber das bedeutet nicht, dass ihm langweilig war. Das war es ihm nicht.

Gut, die Eisenbahn. Und sonst?

BUCHBINDER: Peter war ungemein belesen. Und auch das Lesen war ein Hobby, das er bis zuletzt nicht aufgegeben hatte. Man konnte mit ihm, und das haben wir auch häufig getan, über jede Form von Literatur reden. Und wie dieser Mann rezitieren konnte. Ganze Textpassagen aus Wagner-Opern etwa. Und auch was die Malerei betrifft, war er ein wirklich sehr großer Experte. Wir hatten also sehr viele Themen. Und wenn im Fernsehen interessante Fußballspiele waren, dann haben wir uns die sehr oft miteinander angeschaut.

Hat er noch Klavier gespielt?

BUCHBINDER: Immer wieder. Gleich neben dem Esstisch stand sein E-Piano, an dem er gerne saß.

Was hat er gespielt? Jazz?

BUCHBINDER: Er hat hauptsächlich improvisiert. Und wenn er bei uns war, habe ich für ihn gespielt.

Es gibt Gerüchte, Alexander hätte sich zum Schluss nur noch von Astronautennahrung ernährt.

BUCHBINDER: Ich wiederhole mich: Man liest so viel Unsinn. Und das gehört dazu.

Sie waren am Abend vor seinem Tod . . .

BUCHBINDER: Ich war auch drei Tage vor seinem Tod bei ihm. Und da haben wir Rotwein getrunken. So viel also zum Thema Astronautennahrung.

Dann kam der besagte Freitagabend.

BUCHBINDER: Ich musste am Tag drauf beruflich weg, also haben meine Frau und ich ganz spontan beschlossen, noch kurz beim Peter vorbeizuschauen. Wir wohnen ja immerhin gleich in der Nähe. Es war früher Abend und Peter lag schon im Bett. Wir waren vielleicht eine halbe Stunde bei ihm, haben noch ein paar Worte gewechselt und dann ist er von einem Moment auf den anderen eingeschlafen. Es ist also nicht so, dass er uns noch ein letztes Mal zu sich bestellt hätte, um sich von uns zu verabschieden.

Glauben Sie, dass er, nachdem er schon am frühen Abend ins Bett ging, wusste, dass er für immer einschlafen wird?

BUCHBINDER: Nein, das glaube ich nicht. Aber das ist meine ganz persönliche Einschätzung. Peter Alexander war zeit seines Lebens vom Charakter her ein doch eher zurückgezogener Mensch.