Sie spielen erstmals am Stadttheater Klagenfurt?

DENIS PETKOVIC: Ja, aber ich war schon früher hier. Ein Freund von mir, Julian Weigand, hat hier den Salieri in "Amadeus" gespielt und das habe ich mir angeschaut.

Was hat Sie bewogen, diese Rolle anzunehmen?

PETKOVIC: Erstens kenne ich die Regisseurin Stephanie Mohr von der Produktion "Mozart Werke Ges.m.b.H" am Wiener Burgtheater und zweitens war da natürlich die Rolle, die unheimlich fordernd und spannend ist.

Was ist für Sie das Spannende an Karl Moor?

PETKOVIC: Karl Moor ist eine Figur, die sehr einsam ist und von Leidenschaften getrieben, eine zerrissene und extrem suchende Person und das eben nicht mit einer kühlen Ratio, sondern mit einer unglaublichen Wucht. Also einer, der erst in den Abgrund springt und dann schaut, wie tief er ist. Und dann sind eben einige Erfahrungen so vehement, dass es zu spät ist, sie zu korrigieren. Es ist schon eine enorme Herausforderung, den Schiller erst einmal gedanklich, aber dann auch emotional zu wuchten.

Was war der erste Gedanke, als das Rollenangebot kam?

PETKOVIC: Mein erster Gedanke war: Aber der Franz (Anm.: der intrigante Bruder) ist doch viel spannender! Ich habe die "Räuber" ein paar Mal gesehen und den Karl immer als langweilige Heldenfigur in Erinnerung gehabt. Mir war vorher nicht bewusst, welchen Bogen der zu gehen hat von Anfang bis zum Schluss, da bricht ja der blanke Wahnsinn aus. Der Karl kann brutal und gleichzeitig eine feinfühlige, sensible Person sein. Am Ende ist er gebeutelt von der Schuld, weil man eben nichts ungestraft tut. Man zahlt einen sehr hohen Preis für all die Dinge, die in dem Stück passieren.

Was ist für Sie das Aktuelle an diesem 230 Jahre alten Stück?

PETKOVIC: Erst einmal ist das Stück faszinierenderweise sprachlich nicht unmodern. Wir sprechen den Schiller so, wie er da steht. Da wird nicht dazugefügt, keine Modernismen, aber die Kunst ist es ja, so ein Stück modern zu denken und nicht in irgendeine Museumsecke zu stecken. Aber ob es um Liebe geht, um Sehnsucht, um Neid oder Hass: Das sind alles Dinge, die immer modern sind, wenn sie in der Tiefe berühren.

Sie haben in Salzburg mit Martin Kuej Nestroys "Höllenangst" gemacht. Was sind Ihre Erinnerungen daran?

PETKOVIC: Er ist ein großartiger Regisseur, der mit Martin Zehetgruber einen kongenialen Bühnenbildner hat. Martin Kuej hat eine Bodenständigkeit, Klarheit, Direktheit und Autorität und ist dabei ein hochintelligenter Menschenführer. Das war eine sehr spannende Aufführung, die dann ja auch ans Burgtheater ging.

Wer hat Sie im Theaterbereich besonders geprägt?

PETKOVIC: Sicher Andrea Breth, ich habe mit ihr einiges am Burgtheater machen dürfen, zuletzt den Marquis von Posa im "Don Carlos". Mir war vorher nicht klar, was man als Schauspieler gedanklich und rhetorisch leisten muss. Über jede Zeile Schillers könnte man eine Abhandlung schreiben. Das würde auf der Bühne natürlich zu weit führen und dann musste ich mir auch eingestehen, dass ganze Passagen für mich böhmische Dörfer waren. Natürlich versteht man vordergründig, was da steht. Aber wenn man sich einmal hinsetzt und die Begriffe auseinandernimmt - das ist eine große Schule und da ist die Andrea Breth eine Meisterin der Denkschärfe und der Begriffstiefenerkundung.

Können Sie sich an Ihre erste "Räuber"-Begegnung erinnern?

PETKOVIC: Witzigerweise habe ich, als ich nach der Anfrage das Stück nochmals las, das Reclam-Heft aus meiner Schulzeit wiedergefunden. Da waren ganz pubertär irgendwelche Comics draufgekritzelt. Mein Deutschunterricht war sehr fad und ich habe die großen Autoren erst später neu- oder wiederentdeckt. Vorher hatte ich auch gar nicht das Sitzfleisch, ich bin eher als Fernsehkind groß geworden, die Bücher kamen erst später.

Sie machen selber seit einiger Zeit auch Fernsehen.

PETKOVIC: Bis vor vier, fünf Jahren bin ich ausschließlich auf der Bühne gestanden. Dann hatte ich eine ganz tolle Begegnung im Film "Klimt", da habe ich eine große Szene mit John Malkovich spielen dürfen, der ist einer meiner absolut großen Lieblinge und nebenbei gesagt, auch noch ein entzückender Mensch. Das hat unheimlich Spaß gemacht und diese Lust hat sich dann in der Kriminalserie "R. I. S. - Die Sprache der Toten" fortgeführt. Aktuell drehe ich gerade mit der Anja Salomonowitz einen Film mit dem Arbeitstitel "Spanien". Wenn ich beides, Bühne und Fernsehen, verbinden könnte, würde mich das beruflich sehr zufrieden machen.