Der gute alte Western entdeckt die Frauen. In seiner zweiten Regiearbeit "The Homesman" lässt "Men in Black"-Star Tommy Lee Jones die zweifache Oscar-Gewinnerin Hilary Swank als resolute Heldin im Wilden Westen auftreten. Aus Mitgefühl übernimmt sie den gefährlichen Job, drei psychisch kranke Frauen in einer Kutsche in das weit entfernte Iowa zurück in die Zivilisation zu bringen. Als Unterstützung engagiert sie den mürrischen George (Tommy Lee Jones), den sie kurz zuvor spontan vor dem Tod durch den Strick gerettet hat.

Ein ungleiches Paar auf dem langen Weg durch die Prärie, mit einer Wagenladung von tobenden Verrückten. Sehr viel passiert in diesem geruhsamen, lakonisch-schönen Western nicht. Er lebt von hübschen Bildern sowie seinen beiden Stars. Das zerknautsche Gesicht von Jones bietet ein verblüffendes Spektrum minimalistischer Emotionen, derweil die Swank einmal mehr als gebrochene Heldin überzeugt und sich als erste "Palmen"-Kandidatin empfiehlt.

Hollywood-Wahnsinn

Starke Konkurrenz macht ihr Julianne Moore, die in "Maps to the Stars" von David Cronenberg eine ganz starke Show bietet. Auch hier geht es um Wahnsinn, diesmal in Hollywood. Die vierfache Oscar-Kandidatin gibt einen alternden Star mit massivem Mutterkomplex. Ihr aufgeplusterter Therapeut kennt sich mit Glamour-Sorgen aus, schließlich ist er der Vater eines zickigen Kinderstars mit reichlich Drogen- und Ego-Problemen.

Noch neurotischer als diese Justin Bieber-Kopie ist seine Schwester, die einst den heimischen Bungalow abfackelte und in die Psychiatrie abgeschoben wurde. Jetzt kehrt sie zurück und nistet sich bei der Klientin des Papas ein. Der Wahnsinn der Geschwister beruht auf einem düsteren Familiengeheimnis, das Cronenberg mit gewohnt eiskaltem Blick und atmosphärischer Dichte enthüllt.

Neben dem perfekt perfiden Psychodrama, das mit surrealen Geist-Erscheinungen aufgehübscht wird, macht sich der Kanadier mit Lässigkeit über den Showbiz-Wahnsinn der Traumfabrik lustig, wo an jeder Ecke Gier und Missgunst lauern und für den Weg zum Ruhm jedes Mittel recht ist. Da fehlt auch der erfolglose Drehbuchautor nicht, der sich als Chauffeur über Wasser hält und einflussreichen Fahrgästen auf der Rückbank ab und zu sexuell gefällig wird. Ihn gibt Robert Pattinson, der sich mit sichtlichem Vergnügen von seiner Teenie-Schwarm-Vergangenheit als "Twilight"-Vampir frei spielt und dabei auch gerne zur blonden Langhaar-Perücke greift.

Gut gebettet

Schon vor zwei Jahren gab Cronenberg dem Star mit "Cosmopolis" eine Chance und hat ihm mit ernsthaften Rollen gleichsam aus dem Hollywood-Wahn gerettet.

Ein bisschen Diva darf Pattinson in Cannes trotzdem sein und alle Interview-Wünsche ignorieren.

Da gibt sich Helmut Berger, der in wenigen Tagen seinen 70sten Geburtstag feiert, überraschend offener. Zufrieden über die sehr guten Kritiken für seinen Auftritt als alternder Mode-Zar in "Saint Laurent", stand er einem deutschen Fernsehsender Rede und Antwort. Aber nicht vor der üblichen Strand-Kulisse, sondern im Bett seines Hotelzimmers im Bademantel.