Ich weiß nicht, wie Loslassen geht", sagte Fedo Ertl in seinen letzten Lebenstagen. Los- und Lockerlassen war seine Sache nicht. Seine Kunst stand ganz im Zeichen des Widerstands. Gegen die Zumutungen der Gesellschaft, gegen willkürliche Grenzen, die uns gesetzt werden. Am deutlichsten in seinem tragbaren "Artopia"-Grenzstein (1979), der nicht Besitzansprüche markiert, sondern als Koffer wandern kann wie ein Nomade, wie ein Gedanke. Wie weit Fedo Ertl seiner Zeit voraus war, zeigt seine "Europa-Konserve" aus demselben Jahr. Im Konzept spricht er vom Anachronismus der Nationalstaaten und der Absicht, gegen den überkommenen Nationalstolz eine Art "Europa-Gefühl" zu entwickeln.

Ein auf undogmatische Weise politischer Künstler wie er war lange im öffentlichen Raum heimisch. Er erinnerte die Volksvertretung in einer spektakulären Aktion an ihr Versprechen, die Mur "grün" zu machen, indem er 1985 die Fluss-Allegorie auf dem Grazer Hauptplatz mit Eisenblech verkleidete. Die Mur sollte so lange skulpturale "Trauer tragen", bis sie ökologisch sauber sein würde. Das Straßen- und Brückenbauamt wollte nicht so lange warten und entfernte - Vorschrift ist Vorschrift - vor der Zeit das Kunstwerk.

Seine Retrospektive "Citizens" im Stadtmuseum (2005), die durch laufende Veränderungen mehr Vorschau als Rückblick war, zeigte einen Künstler "im Kontext der Gesellschaft". Werner Fenz dazu im Katalog: "Wenn einer als Künstler die Stadt, in der er lebt, zu seinem zentralen Untersuchungsfeld gemacht hat, dann ist das Fedo Ertl." Der traditionellen Rolle des Einzelkämpfers und Originalgenies versuchte Ertl durch Kooperationen zu entfliehen. Mit Christian Marczik, Wolfgang Rahs, Heimo Ranzenbacher und Wolfgang Temmel fand er gleichsam Selbsterweiterungen auf Zeit.

Wie beliebt und respektiert er in der zersplitterten heimischen Kunstszene war, zeigte der beispiellose Erfolg der Benefizveranstaltung "Pro Fedo" im Forum Stadtpark im April 2013.

Fedo Ertl war ein Mensch mit Widersprüchen: Sozial engagiert und privat durchaus selbstbezogen, Leichtigkeit verströmender, charmanter "Ladies' Man", dem Gemütsverfinsterungen nicht fremd waren, von einem festen Gestaltungswillen durchdrungen, dem kein Alltag gewachsen war. In vier Ehen gab er seine Gene an vier Töchter weiter.

Seine spirituelle Seite offenbarte er in dem Text "Sidi": "In einer Spirale aus Licht glitt er in ein Unbegrenzte. . . Unbewegtes. . . "