Welches ist der blödeste Stammbuch-Spruch übers Glück?

MICHAEL OSTROWSKI: Sei immer froh und heiter, wie ein Schweinchen auf der Leiter. Das ist ein Spruch aus Hartberg.

Welches ist die intelligenteste Aussage zum Thema, die Ihnen untergekommen ist?

OSTROWSKI: Glücklich ist, wer vergisst. Ich danke der Natur für die Vergesslichkeit.

Ich probiere es mit Philosophie. Kant hat behauptet, Glück sei Pflicht. Teilen Sie diese Haltung?

OSTROWSKI: Nein.

Streben Sie persönlich in Ihrem Leben nach Glück?

OSTROWSKI: Nein, ich strebe danach, ein gutes Leben zu führen.

Was bedeutet das denn für Sie?

OSTROWSKI: Ein gutes Leben heißt richtig leben. Man fragt sich jeden Tag, wie lebt man richtig, welche sind die richtigen Entscheidungen. Ich frage mich das auch. Schließlich muss ich das Leben ja auch leben.

Von Bodylotion bis zum Biojoghurt: Mit dem Zusatz Glück auf Produkten wird der Eindruck vermittelt, man könne sich das Glück einfach so im Supermarkt kaufen.

OSTROWSKI: Glück kann man nicht kaufen! Außer in Form von Tabletten. Aber die muss man sich am Schwarzmarkt checken. Es gibt eine Versprechung des Glücks, wenn du im Besitz von etwas bist. Es geht ums Haben - auf einer materiellen Ebene oder auf der Prestige-Ebene. Besitzt man etwas, fühlt man sich glücklich und geschätzt. Ich habe das - zum Glück- noch nie so verspürt.

Ehrlich keine Ausnahme?

OSTROWSKI: Doch: Freizeit! Ein Glück, denke ich, ist es, wenn man die Zeit hat, einmal nichts zu tun, kein direktes Ziel verfolgen zu müssen. Das finde ich schön.

Mit der Kultkomödie "Nacktschnecken", zu der Sie auch das Drehbuch verfasst haben, wurden Sie 2004 bekannt. Zehn Jahre später: Wie hat der Einstieg ins Filmgeschäft Ihr Leben verändert?

OSTROWSKI: Die Bezahlung ist deutlich besser als in der freien Theaterszene. Ich konnte plötzlich von meiner künstlerischen Arbeit leben - das waren die äußerlichen Faktoren.

Und die inneren? OSTROWSKI: Ich habe ein neues Medium kennengelernt.

Als Autodidakt - eine richtige Ausbildung haben Sie nicht.

OSTROWSKI: Ich habe keine Kurse besucht, aber zwei Bücher zum Thema Drehbuchschreiben durchgelesen. Ich muss es auch jetzt noch jedes Mal neu lernen. Das Schöne daran ist: Technisch wird man nicht schlechter.

Sie werden oft als liebenswerter Loser besetzt. Im neuen Polt-Film "Und Äktschn!" spielen Sie einen korrupten Bankdirektor. Schön, einmal anders besetzt zu sein?

OSTROWSKI: Alles, das anders ist, ist gut. Wir haben in einer Sparkasse gedreht. Der Filialleiter meinte, er würde mich sofort einstellen.

Kritiker sagen: Der spielt ja nur sich selber! Was erwidern Sie?

OSTROWSKI: Gut gebrüllt, Löwe!, sage ich. Nein, klar spielt man immer nur sich selber - wen soll ich sonst spielen? Es gibt Schauspieler, die erkennt man in anderen Rollen nicht mehr wieder. Ich bin halt nicht so.

Würden Sie eigentlich ins Dschungelcamp gehen?

OSTROWSKI: Nein, nie! Obwohl: Ich würde gerne einmal dorthin in den australischen Dschungel. Also würde ich mich anmelden, dort hinfahren und dann abhauen. Weil irgendwo muss es ja auch einen Weg raus geben.

Den Sprung nach Deutschland haben Sie 2013 eindrücklich untermauert. Ist es ein Ziel, weiter international Karriere zu machen?

OSTROWSKI: Ich habe keine Ziele im Leben. Ich kann nicht sagen, ich formuliere ein Ziel.

Warum nicht?

OSTROWSKI: Das stresst mich. Ich kann nur sagen, das würde mich interessieren.

Was würde Sie interessieren? OSTROWSKI: Ich habe große Lust darauf, im Film und Fernsehen neue Genres zu entdecken.

Ein Beispiel, bitte?

OSTROWSKI: Ich sage immer, ich hätte gerne eine Freitagabendshow, die Samstag zur Hauptabendzeit wiederholt wird. Eine Mischung aus Demokratie die Show und Wetten dass . . .

Hauptsache Unterhaltung? OSTROWSKI: Unterhaltung ist nichts Schlechtes, sondern ein Grundbedürfnis. Unterhaltung kann alles sein: total oberflächlich, schnell, lustig, aber auch tief gehend. Ein Unterhalter bin ich gerne. Im Sinne von Qualtinger, der war so radikal lustig in seinen Aktionen und in seinem Denken. Und er war nicht festlegbar. Das ist auch für mich interessant, nicht festlegbar zu sein.

Die Leute stehen auf Sie, sprechen Sie selbstverständlich an. Nervt Sie das schon?

OSTROWSKI: Was soll ich auch dagegen tun? Sven Regener hat vor Kurzem in einem Interview gesagt: Irgendwann soll man die Klappe halten und sich zurückziehen. Da gebe ich ihm sehr recht. Dass man dauernd mit seinem Gesicht in der Auslage steht, geht nicht immer. Das andere stört mich nicht. INTERVIEW: JULIA SCHAFFERHOFER