Wahlkampfhymnen wider Willen

Vor gut 15 Jahren beglückten die beiden Wiener Christoph & Lollo die kleine österreichische Welt mit dem bis dato völlig unbekannten musikalischen Genre der Schispringer-Lieder. Den Songs über Schanzengötter wie Birger Ruud und Ari-Pekka Nikkola haben sie schließlich abgeschworen, es wurde durchaus politisch, wie etwa das "Islamlied" oder eine musikalische Abrechnung mit Karl-Heinz Grasser unter Beweis stellen.

Rechtzeitig zur Nationalratswahl haben sich die beiden Satiriker Christoph Drexler und Lorenz Pichler nun mittels kurzer, knackiger Videos auf YouTube zurückgemeldet: sechs Wahlkampfhymnen, die die sechs im Parlament vertretenen Parteien wohl kaum auf ihren Abschlussveranstaltungen spielen werden. Als gelernte Österreicher sind Christoph & Lollo natürlich völliger Neutralität verpflichtet, dementsprechend kommt keine wahlwerbende politische Gruppierung wirklich gut weg – aber hören und sehen sie selbst!

SPÖ

"Wir erkämpfen das Recht für den einfachen Mann, aber erst saufen wir uns an", heißt es etwa über die SPÖ – und dann unmissverständlich auf Bundeskanzler Werner Faymann gemünzt: "Damit dem Boulevard unser Handeln gefällt, schenken wir ihm Steuergeld."

ÖVP

"Wer regiert dieses Land bereits seit 26 Jahren, wer lässt die Dinge wie sie sind, weil sie schon immer so waren", wird den Schwarzen in den Mund gelegt, gefolgt vom umfassenden Geständnis: "wer würde echt mit jedem regieren".

FPÖ

"Doch wir sind besser als gemeine Diebe, denn wir tun alles nur aus Nächstenliebe", nimmt der Song über die FPÖ Bezug auf den aktuellen Wahlkampf. Warum die Blauen wieder in die Regierung kommen sollen, wird mit folgender Aussage klar: "Damit Leute wie der Gorbach wieder was zu sagen haben".

Grüne

"Dass wir nicht längst schon mitregieren, ist uns völlig unverständlich!", lamentieren die Grünen. "Wir gehen allen auf die Nerven und beschweren uns jeden Tag, es ist uns ein Mysterium, warum uns niemand mag".

BZÖ

"Wir sind das BZÖ, wir sind so wichtig, und das Volk ist froh, dass es uns gibt", skandieren die Orangen bei Christoph & Lollo. Treuherzig versichern sie: "Wir glauben fest an die Wahrheit, außer wir stehen gerade vor Gericht".

Team Stronach

"Weil der Frank hat gesagt, wer das Geld hat, hat recht", erklären die Mitstreiter des Milliardärs aus Kanada – und begeben sich auf die Suche nach den Motiven für die Parteigründung: "Jetzt kauft er einen Staat, alles and're hat er schon".