Sie gehört mit bis zu 30 Millionen Euro pro Staffel zu den teuersten europäischen Serien, aber auch zu den erfolgreichsten: "Borgia", das Epos über den Glanz und das Elend einer Renaissancefamilie. Bislang lief die Produktion von Atlantique Productions und EOS Entertainment in Zusammenarbeit mit Canal plus, ZDF und ORF in 85 Ländern.

Derzeit wird in Tschechien und Italien die dritte und letzte Staffel gedreht, Staffel zwei soll am 25. September in ORF 2 anlaufen. Die Geschichte setzt 1497 ein, acht Monate nach dem Tod von Rodrigo Borgias ältestem Sohn Juan. Im Mittelpunkt steht diesmal der Aufstieg von Juans Bruder Cesare. In die Rolle von Lucrezia Borgia, inzwischen Statthalterin von Spoleto, schlüpft abermals Isolda Dychauk.

Wie hat sich Lucrezia im Vergleich zur ersten Staffel verändert?

ISOLDA DYCHAUK: Sie ist zu einer erwachsenen, emanzipierten, sehr modern denkenden Frau geworden. Sie wird immer politischer und muss viele Menschen von ihrer Meinung überzeugen. Es gibt immer ganz schlimme Gerüchte um sie, aber ich finde, Lucrezia war ein großartiger Mensch. Niemand ist ohne Fehler, auch sie nicht. Aber im Grunde war sie sehr gutmütig.

Haben Sie mittlerweile etwas von Lucrezia übernommen?

DYCHAUK: Sie beachtet nicht, was andere von ihr denken, und zieht einfach ihr Ding durch. Das versuche ich inzwischen auch umzusetzen - und es klappt ganz gut.

Sie haben für Staffel zwei in Lucrezias Gemächern in Sermoneta südlich von Rom gedreht. Ein besonderes Erlebnis?

DYCHAUK: Das war phänomenal und sehr emotional. Als ich zum ersten Mal in ihrem Schlafgemach war, bin ich minutenlang nur dagestanden und habe versucht, Energie aufzusaugen, und mir vorgestellt, wie sie am Fenster ihre Bücher gelesen hat.

Sie sind relativ jung und drehen nun zum dritten Mal monatelang im Ausland. Sind Sie dadurch schneller erwachsen geworden?

DYCHAUK: Ich bin dadurch sehr gewachsen und sehr selbstständig geworden. In den letzten Jahren hab' ich immer in Hotels gelebt, diesmal hab' ich eine Wohnung und bin auf mich allein gestellt, aber das macht mir wahnsinnigen Spaß. Und am Set haben wir so viele nette und spannende Menschen, dass es nie ein Problem mit dem Alleinsein gibt.

Wie schwierig ist es, sich zu Hause wieder einzuleben, wenn Sie nach Monaten zurück nach Berlin kommen?

DYCHAUK: Es ist sehr schwierig und - ich glaube - alle von uns fallen erst mal in ein tiefes Loch. Die ersten Wochen fließen viele Tränen und man weiß gar nicht, was man mit sich anfangen soll.

Wie gelingt der Weg zurück in die Normalität?

DYCHAUK: Sich viel mit Freunden treffen und versuchen, sich selbst zu beschäftigen. Ich gehe gerne Monologe aus Stücken durch oder ich verabrede mich mit Victor Schefé, einem Kollegen aus "Borgia", der ebenfalls in Berlin lebt.

Sie sind Schauspielerin, seit Sie 13 Jahre alt sind. Die Schule haben Sie 2010 abgebrochen. Keine Reue? DYCHAUK: Nein - und ich hoffe, das wird auch so bleiben. Ich bin nicht abgeneigt, mich weiterzubilden, aber es wird wohl keinen Weg mehr zurück in die "normale" Schule geben.

Sie bezeichnen sich selbst als Deutsche mit russischer Herkunft. Wie beurteilen Sie Russlands Politik unter Wladimir Putin?

DYCHAUK: Generell interessiere ich mich sehr für Russland, aber das Thema ist doch sehr komplex und würde jetzt den Rahmen sprengen.

Wie Sie zum Präsidenten stehen, möchten Sie nicht beantworten? DYCHAUK: Nicht so gerne, nein. INTERVIEW: CHRISTOPH STEINER