Pink ist die Überfliegerin im Pop schlechthin - buchstäblich und im übertragenen Sinn. Für das Konzert der US-Sängerin am Donnerstagabend in Wien waren Tickets so begehrt wie bei kaum einem anderen Auftritt heuer. Und bei der Zugabe "So What" schwebte die 33-Jährige über den Köpfen der begeisterten Fans. Es war der Höhepunkt einer an Akrobatik reichen Show, in der sich nicht nur Pink an einem Seilsystem überschlug, sondern es überschlugen sich auch der Sound und das Konzept.

"Suche Karten": Zahlreiche rund die Stadthalle mit derartigen Transparenten positionierte Menschen unterschiedlichster Altersklassen verzweifelten, weil selbst Schwarzhändler der Nachfrage nicht nachkommen konnten. Pink hat sich eben den Ruf eines exzellenten Liveacts erarbeitet, das gestrige Gastspiel war seit Monaten ausverkauft. Bereits im Vorfeld sprach es sich herum: Die mehrfache Grammy-Preisträgerin geizt nicht mit Effekten und Hits. Zu Erfolgssongs wie "Try", "Trouble" oder "Sober" hing Pink am Seil, am Trapez oder an den Händen ihrer Tänzer, beim Opener "Raise You Glass" sang sie an einem Bungee-Seil auf und ab hüpfend.

Dass der durchtrainierte Star bei so viel Turnen beim Singen nicht stolperte, lag zum nicht unwesentlichen Teil an zwei Background-Sängerinnen, die erstaunlich oft die Lead-Vocals übernahmen. Notwendig machte das wohl auch der überladene Klang bei den Uptempo-Krachern. Bei ruhigeren Stücken überzeugte Pink stimmlich am meisten, da hörte man schließlich die feinen Nuancen. Sensationell etwa der emotionelle Start von "Just Like A Pill", der sich dann mit dem Einstieg der beiden Damen an den Mikros im Hintergrund und der Gitarren leider rasch im Soundbrei verflüchtigte.

War die vorangegangene "Funhouse"-Tour in erster Linie ein rockiges Konzertereignis mit einigen treffsicheren Stunts, so erwies sich die "The Truth About Love" als grellbunte Revue mit Musik. Auf der Bühne gab es Stiegenaufgänge, Podeste, Videowalls, Straßenlaternen und einen Erzähler, Tänzerinnen und Tänzer umschwirrten Pink, Flammen loderten und Raketen zündeten, Böden öffneten sich, um entweder geworfene Geschenke zu verschlucken oder Pink zur nächsten Hochseileinlage herauszukatapultieren. Es lag an der Klasse der Entertainerin, dass sie sich in der Gigantomanie, die keinen roten Faden erkennen ließ, nicht verlor. Beim nächsten Besuch wird vielleicht ein bisschen weniger wieder viel mehr sein.