Sicher können Sie sich gut in die Stimmung hineinfühlen, die bei der Oscar-Verleihung am Sonntag herrschen wird?

STEFAN RUZOWITZKY: Momentan kann ich Ihnen nur sagen, wie die Stimmung bei mir zu Hause in Klosterneuburg ist. Keine Ahnung, wie sie am Sonntag in Los Angeles sein wird.

Aber immerhin wissen Sie, wie einem vor diesem Riesenauditorium im Saal und vor den Fernsehschirmen zumute ist, wenn man die Chance hat, den begehrtesten Filmpreis der Welt zu erhalten?

RUZOWITZKY: I c h weiß das schon, doch wie Michael Haneke und Christoph Waltz zumute sein wird - keine Ahnung. Die Ausgangsposition ist eine andere. Waltz hat bereits einen Oscar, und bei Haneke weiß ich nicht, wie wichtig ihm dieser Preis angesichts der vielen Auszeichnungen, die er für "Liebe" bereits bekommen hat, sein könnte. Auch ist "Liebe" ja in fünf Kategorien nominiert.

Was bringt es einem Österreicher, wenn er einen Oscar erhält?

RUZOWITZKY: Das erzähle ich seit fünf Jahren pausenlos, und daran ändert sich nichts. Man selbst wird bekannter, und der Film auch. Aber umsonst kriegt man auch nachher nichts.

Hat Ihnen die Auszeichnung zur Regie bei der internationalen Produktion "Cold Blood" verholfen?

RUZOWITZKY: In dem Sinn schon, dass ich zeigen durfte, dass ich mehr kann, als nur europäisches Arthouse-Kino. Nämlich Action-Szenen mit Starbesetzung. Ich habe durch "Cold Blood" aber auch die Strömung kennengelernt, dass Filme mit dem Hintergedanken gedreht werden, sie vor allem übers Netz und als DVDs zu verkaufen. Der eigentliche Sinn, etwas fürs Kino zu produzieren, tritt da in den Hintergrund. Eine traurige Sache.

Woran liegt es?

RUZOWITZKY: An den Verantwortlichen für das Urheberrecht.

Auch bei uns in Österreich?

RUZOWITZKY: Natürlich. Hier herrschen Unwissenheit, Ahnungslosigkeit und Angst.

Angst wovor?

RUZOWITZKY: Vor der Netzgeneration. Politiker vor allem von SPÖ und den Grünen haben vor lauter vermeintlich "fortschrittlichem Netzglauben" die Hosen voll. Außer Lippenbekenntnissen gibt es da nichts. Wenn das so bleibt, geht die Branche zugrunde.

Was ist das Nächste, was man von Stefan Ruzowitzky auf der Leinwand sehen wird?

RUZOWITZKY: Die historische Dokumentation "Das Böse". Eine psychologische Studie anhand von Fallbeispielen von Naziverbrechern. Wie kommt es, dass normale Menschen plötzlich zu Massenmördern werden und die schrecklichsten Dinge tun? Der Film ist fast fertig, ich bin nur noch am Schreiben von Inserts und an der Tonmischung.