Österreich hat wieder ein großes Thema. Eben noch ging Felix Baumgartner (zum Glück planmäßig) nach 39,05 Kilometern im freien Fall zu Boden, nun ein anderer: Dominic Heinzl wurde - physikalischen Grundgesetzen folgend - von Sido, Deutschlands rustikalem (Ex-)Co-Juror für "Die große Chance" auf die Bretter geschickt, die mittlerweile den ORF bedeuten. Liegend k.o. - allerdings auch in sozialen Netzwerken: Chili con Haue.

Aufruhr im Netz

"Sido 1. Heinzl 0" wurde kurz nach dem Bekanntwerden des Eklats als - vorläufiger - Zwischenstand auf einer neuen Facebook-Seite ausgegeben. Das durchgerüttelte Volk spielte den Boxrichter. Es gibt im Internet einen ausgewachsenen "Shitstorm" (die Übersetzung dafür sollte nicht zu schwierig sein, sie wird hier also diskret ausgespart). Die Sympathien, so sie aus den Kommentaren online abzulesen, liegen doch eher beim Deutschen und nicht beim ORF-Mann: Zehntausende bekunden ihre Solidarität mit der Berliner Schnauze, posten, kommentieren - und unterdessen liegt doch noch so vieles im Halbdunkel: Wer hat angefangen, wie soll es mit der Talentshow weitergehen - und sitzt die patentiert gekämmte Frisur des ORF-Gesellschafts-oder-was-sich-so-dafür-hält-Berichterstatters wieder? Fragen, die auch intern Nachbeben auslösen dürften.

Dass der ORF seinem (gesetzlich verankerten) Bildungsauftrag doch nicht restlos und vorrangig nachkommt und der Gebührenzahlende allgemein mit dem Programm nicht ganz einverstanden ist - dafür wurde für viele nun ein schlagender Beweis erbracht. Denn auch ganz abgesehen vom ungustiösen aktuellen Vorfall (wurde gespuckt oder gepöbelt - oder beides?) scheint vielen Konsumenten das kredenzte ORF-Chili nicht so wirklich zu schmecken. Brutalität pur - aber auch der Zuschauer leidet! Man will rufen: Vernunft möge doch wieder in dieses Haus einkehren - auch was das Programm betrifft. Das darf man als Botschaft aus nicht gerade wenigen Postings mitnehmen. Sido (bürgerlich: Paul Hartmut Würdig) hat sich übrigens immerhin auf Twitter mit den Worten "good bye orf1 !!!!" artig verabschiedet. Heinzl will das Geschehene - und das war zu erwarten - in seiner Sendung aufarbeiten. Ist ja auch "Society". Irgendwie. Und: Des Rappers Hieb dürfte dann wenigstens des Moderators Einschaltquoten ein wenig vom Boden (auf)heben.

Gewalt ist wirklich keine Lösung, ein wahreres Wort wurde auf diesem verkrachten Planeten noch nie gesprochen. Im Kleinen wie im Großen. Das Programm des ORF und die dort Agierenden freilich auch nicht immer. Der Herbst zeigt sich übrigens gerade von seiner schönsten Seite - und es gibt abseits vom Fernsehgerät schöne bunte Wälder zu bewundern. Dort fallen dann nur Kastanien und Blätter zu Boden - ganz sanft.