Puerto Rico, 1960: Der Journalist Paul Kemp (Johnny Depp) säuft und schreibt und säuft. Bevorzugt Rum. Morgens erwacht er in einem Chaos aus Flaschen, vollen Aschenbechern und halb fertigen Geschichten. Von New York zog er nach San Juan, um hier für ein "Yankee-Blatt" zu arbeiten. Chefredakteur Lotterman (Richard Jenkins), den weder die Armut noch die Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung interessiert, schickt Kemp zur Eröffnung von Bowling-Bahnen oder lässt ihn Horoskope schreiben. Kritisches lässt er nicht zu, Kemp fügt sich. Auch, als er sich auf Recherche in die Armenviertel San Juans begibt.

Als ihn der Geschäftsmann Sanderson (Aaron Eckhart) in illegale Geschäfte verwickeln will, kommt Kemp in Versuchung, den Journalismus endgültig der Käuflichkeit zu opfern. Die einzige Frau zwischen mehr oder weniger versoffenen Männernist Sandersons Verlobte Chenault (Amber Heard). Hellblond mit roten Lippen und in teuren Kleidern fasziniert sie auch Kemp.

"The Rum Diary" ist eine weitere Verfilmung eines Romans von Hunter S. Thompson, in der Johnny Depp spielt. Was ihm an den US-Kassen auch nicht half. Wer sich von Regisseur Bruce Robinson ein ähnlich schrilles und psychedelisches Werk wie Terry Gilliams "Fear and Loathing in Las Vegas" erwartet, wird enttäuscht. Es ist weniger der Wahnsinn des Suffs und der Drogen, der Eindruck hinterlässt, als das alkoholgetränkte Bild der USA der frühen 1960er-Jahre. Johnny Depp überspielt manchmal dick aufgetragene Melancholie mit absurder Unbeholfenheit, auch wenn es ihn selbst manchmal ins Pathos verschlägt.

Eine raue Zeitlosigkeit ist dem Film nicht abzusprechen: als Abgesang auf journalistische Ethik, die Komfort und/oder Geld geopfert wird. HHHII