Aufbruch in neue Welten, junge Musiker und die Entdeckung ihrer Ausdrucksmöglichkeiten: Nach zweijähriger Pause fand der Gustav Mahler Kompositionspreis der Stadt Klagenfurt wieder statt, dessen Gewinnerwerke am Freitag im Rahmen des Musikforums Viktring zur Uraufführung gebracht wurden. Mit dem Text "female" von Patti Smith, der den jungen Komponisten als Ausgangsmaterial für ihre Stücke dienen sollte, stand dieser Abend ganz im Zeichen einer Suche nach (geschlechtlicher) Identität.

Aus über zehn Ländern trafen Zusendungen ein, die Jury unter dem Vorsitz von Dieter Kaufmann kürte schließlich drei Preisträger (alle aus Österreich). Den Anfang machte Julian Gamischs Stück "towards the sea" (3. Preis, 2000 Euro), bei dem das Publikum vom Freskensaal musikalisch in den Arkadenhof geleitet wurde. Die Band machte im Arkadengang des zweiten Stocks Halt und trat mit den Musikern im Hof in einen Dialog. "Ich habe ewig gebraucht, bis ich gewusst habe, was ich mit diesem Text mache", erzählt der Kärntner Komponist Gamisch.

Nach dieser räumlichen, sprachlichen sowie klanglichen Dislokation fanden die Musiker wieder im Arkadenhof zusammen und widmeten sich drei Stücken, die aus einer Kompositionswerkstatt unter der Leitung Christoph Cechs hervorgegangen sind. Cech, der an diesem Abend sowohl als Jurymitglied, Dirigent seines "Janus Ensembles" als auch als Komponist fungierte, präsentierte die Eigenkomposition "Au", ein rhythmisch mitreißendes Stück sprachlichen Nonsenses. Einen eher humorvollen Ton schlug zuvor bereits Christoph Wetzels "Dadamesse in molliger Dur" an. Den Höhepunkt des Abends lieferte Michaela Schausberger mit "Luna und die Horde", in der die Sängerin (herausragend: Anna Anderluh) mit einzelnen Buchstaben des Wortes "female" die musikalische Struktur vorgab.

Der mit 2500 Euro dotierte 2. Preis ging an "rise" von Irene Kepl: "Ich habe den Text eher als Geräuschvorlage verwendet, der Klang der Sprache war für mich wie ein Instrument", erklärt die Komponistin ihren Umgang mit der schwierigen Textvorlage. Den Abschluss bildete das Stück des 1. Preisträgers (3000 Euro) "Denovaire" (alias Deno Kaufmann) mit dem Titel "wolfpack": ein aufwühlender und furioser Schlusspunkt, bei dem die ausgezeichneten Musiker des "Janus Ensembles" (besonders hervorzuheben: Saxophonist Fabian Rucker) noch einmal ihr Können unter Beweis stellen konnten.

Im Arkadenhof des Stiftes Viktring fanden Improvisation und neue Musik, Text und Komposition, Gesang und Sprache in einer konzentrierten Form zusammen, wie man es selten erlebt. Dieser Aufbruch hat sich gelohnt!