20 Jahre ist es her, da stand im nordhessischen Bad Arolsen plötzlich ein Hund, so hoch wie ein Haus. Statt Fell wuchs auf ihm eine Blumenwiese. Der gigantische "Puppy" stammte von dem US-Künstler Jeff Koons. Zur documenta, die zeitgleich in Kassel stattfand, war er nicht eingeladen, aber der Hund wurde später weltbekannt - vielleicht, weil er einen so schönen Kontrast bildete zur blitzeblank-spiegelnden Fassade des Guggenheim-Museums in Bilbao, wo Koons im gleichen Jahr einen Zwilling des Blumenhundes aufstellte. In diesem Sommer ist wieder documenta - und erneut sorgt Jeff Koons ein paar Kilometer weiter für Aufsehen: Diesmal mit einer Doppelausstellung in der Frankfurter Schirn und im Liebieghaus.

Sie haben eine neue Werkreihe angekündigt mit dem Titel "Antiquity". Was darf man sich darunter vorstellen?

Koons: Antiquity ist eine Werkgruppe, die ziemlich direkt zeigen soll, wie schön es ist, Beziehungen und Verbindungen herzustellen. Biologie, Gene, DNA - das ist unsere wahre Natur, der Rest ist nur Erzählung. Es geht auf molekularer Ebene wie auch in zwischenmenschlichen Beziehungen darum, Dinge miteinander in Beziehung zu setzen, Bezüge herzustellen, Verbindungen zu schaffen. Die Werkreihe arbeitet diese Parallelität heraus.

Wie viel Koons steckt eigentlich in einem Koons? Ihre Arbeiten entstehen ja in einer Art Warhol'schen Factory.

Koons: Wenn Sie eine Idee haben, können Sie alles erschaffen, wenn Sie keine haben, nichts. Das Handwerkliche daran - das, was die Finger machen - ist leicht, wenn man weiß, was man will. Ich versuche, meinen Assistenten genau zu sagen, was sie tun sollen, so wie ich meinen Fingern sagen würde, was sie tun sollen. Letztlich geht es um die künstlerische Geste. Das muss nicht unbedingt eine physische Geste sein, es kann auch eine intellektuelle Geste sein.

Ihre Arbeiten erzielen sehr hohe Preise - und das seit Jahrzehnten. Was machen Sie mit dem vielen Geld, das Sie verdienen?

Koons: Die Zahlen, die da im Umlauf sind, beziehen sich auf den Sekundärmarkt. Der Künstler ist nur am Erstverkauf beteiligt, und diese Preise liegen weit unter dem, was später bei Auktionen erzielt wird. Das, was ich verdiene, reinvestiere ich in meine Kunst, und ich sammle Kunst. Ich bin niemand, der viel über Geld nachdenkt, aber ich genieße es, die Mittel zu haben, um machen zu können, was ich machen möchte.

In Kassel ist in diesem Jahr wieder eine documenta - ist es Zufall, dass Sie erneut eine Parallelausstellung haben, diesmal in Frankfurt?

Koons: Für mich ist es Zufall. Für andere ist es vielleicht keiner. Ich war noch nie bei einer documenta, ich war nur einmal am Rande dabei: In Arolsen habe ich eine Blumenskulptur gezeigt, "Puppy", das war eine großartige Erfahrung. Aber ich habe nicht an der documenta teilgenommen und wenig davon mitbekommen.

Würden Sie gern mal nach Kassel eingeladen werden?

Koons: Ich habe nie darüber nachgedacht... Aber ja, würde ich gerne teilnehmen. Ich bin ein Künstler, der gern mit anderen Künstlern im Dialog steht.