Am Anfang stand ein Brief mit einer verfänglichen Frage, adressiert an die Grazer Politbüros von ÖVP und KPÖ: Wer würde für eine Polit-Show im Forum Stadtpark einen Vertreter für Kommunismus oder Kapitalismus stellen? In einer Stadt, die 18 Jahre lang bürgerlich und seit 2021 von einer Kommunistin regiert wird, folgt das Duell der lokalen politischen Logik, ausgetragen im Forum, das zur Arena wird.

Für die traditionsreiche Kulturinstitution ist die Polit-Show der Höhepunkt des Jahresthemas. Auf das Schwerpunktthema „Ohnmacht“ im Vorjahr war der „Streit“-Fokus nur der logische nächste Schritt, erklärt Robin Klengel. Der Künstler verweist in seiner Rolle als Teil des dreiköpfigen Forum-Vorstands auf die unzähligen Streit-Facetten und gesellschaftlichen Defizite in der täglichen Praxis: Es gehe darum, den Streit auszuhalten, ihm Raum zu geben, Streiten zu lernen und Streitkultur als politisches Werkzeug zu hinterfragen.

Nun wird also gestritten, wobei Kapitalismus und Kommunismus jeweils von zwei „Champions“, wie sie heißen sollen, vertreten werden: In der einen Ecke warten die Grazer Uniprofessoren Thomas Krautzer und Manfred Prisching, ihnen gegenüber die dunkelrote Fraktion, vertreten durch Lisa Mittendrein (Attac) und den Mediziner Hans Peter Meister.

Forum-Co-Vorstand Robin Klengel

Für die morgen ausgetragene und schon länger ausverkaufte Show hat sich das Haus im Grazer Stadtpark fesch gemacht: „Das Forum Stadtpark wird zu einer Halle des Streits“, schmunzelt Klengel und verweist einerseits auf die eigens eingebaute Tribüne und andererseits auf den spielerischen, überzeichneten Charakter dieser Form der politischen Debatte. Eine Veranstaltung mit Augenzwinkern, bei der in mehreren Runden die Weltanschauungen aufeinander losgelassen werden. Wie in jedem fairen Wettkampf, dürfen auch die Ringrichter nicht fehlen: Diese Aufgabe übernehmen die Philosophin und Publizistin Isolde Charim, herbst-Intendantin Ekaterina Degot und der Schriftsteller Ilija Trojanow. Nicht stimmberechtigt ist hingegen Pia Hierzegger, die als Moderatorin durch den Abend führt, „Am Ende gibt es einen Gewinner und wir werden wissen, ob Kommunismus oder Kapitalismus besser ist“, sagt Klengel und schränkt ein, dass eine derartige Frage nicht an einem Abend letztgültig geklärt werden könne.

Ausgetragen hätte das Duell schon am vergangenen Wochenende werden sollen. Um nicht ins direkte Fahrwasser der Landtagswahl zu kommen, verlegte das Forum die Veranstaltung auf diesen Samstag. „Wir wollen keine Tagespolitikshow, wo es um Wahlprogramme geht, sondern möchten die Grundideen diskutieren, zu überlegen, was heute zeitgemäß ist und was haben die beiden Weltanschauungen heute anzubieten.“