Ein bunter Vogel landete in Venedig am roten Teppich und mischte sich unter die Tauben und Möwen der Lagunenstadt. „Pfau“ („Peacock“) von Bernhard Wenger ist neben zwei Koproduktionen der einzige heimische Beitrag beim Filmfestival am Lido und läuft dort als einer von sieben Filmen in der Sektion Settimana della Critica. Die leichtfüßige Satire dreht sich um einen jungen Mann namens Matthias, der eine Art Schauspieler ist. Jedoch nicht auf der Bühne oder vor der Kamera, sondern als Begleiter für wohlhabende Kundinnen und Kunden, die bei besonderen Anlässen einen falschen Freund oder Verwandten vorweisen müssen. Doch so gut Matthias in seinem Job bei der Rent-a-Friend-Agentur ist, so verloren wirkt er in seinem luxuriösen Privatleben.

Schräge Szenen

Wenger zieht in seinem einfallsreichen Langfilmdebüt einen sanften, aber deutlichen Spannungsbogen. Gemächlich schickt er seinen Mann ohne Eigenschaften auf Selbsterfahrungstrip ins Meditationszentrum und zu einer noblen Geburtstagsfeier. Die schrägen Szenen, die Matthias erlebt, sind amüsant und dabei manchmal auch böse. Zum schmerzhaften Biss setzt der Pfau mit dem Ensemble rund um Albrecht Schuch, Anton Noori, Julia Franz Richter und Salka Weber aber nie an, auch nicht in einer guten Schlussszene, die sich Inspiration bei Ruben Östlunds Palmengewinner „The Square“ holt. Palmen oder Löwen wird es für den Pfau keine geben. Als unterhaltsamer Kinofilm kommt „Peacock“ aber demnächst zur Viennale und dann in die Kinos.