Der Idealismus liegt in Form von Notizen zum Klimaschutz am Boden, die unvollendete Anti-Kapitalismus-Statue mit den H&M-Rechnungen im Kelch am Regal. Schnell einmal die Welt retten, bliebe bloß die Zeit. Das Fragmentarische ist Verheißung und Damoklesschwert im Dasein jener jungen Künstlerin Sunny (auf dem Punkt: Sandra Karner), die vom Publikum in ihrem Atelier zu beobachten ist: „Ich bin Sunny und ich bin eine Erschaffende.“ Eine Aussage wie eine Frage. Eine Frage, wie der Befund über die Generation Z.

Regisseurin Azlea Wriessnig schickt die Schafohren-Protagonistin in ihrem Solo auf eine Selbstfindungsreise ohne Findungsanspruch in einem Wald namens Welt. Nach der Leichtigkeit des Seins, Rotwein (für alle) und der Frage, nach der richtigen Darstellung von Menstruationsblut, wartet der Gang zum Reality-Check, ausgeführt vom pseudoauratischen Wolf, diesem männlichen Selbstvergewisserten, der sich Genie auf die Stirne schreibt, nur um zweifelnde Musen zu vögeln. Immerhin hat er ein Narrativ.

Als dann noch die Fahrradbotin Pommes für alle in die Räumlichkeiten der früheren Tapeziererwerkstatt Zotl bringt, ist Skepsis angebracht. Die Verschwesterung wird Anbiederung, die Not der künstlerischen Selbstzweifel endgültig überfordernd. Am Ende werden Wald und Wolf überwunden, letzterer in einer Hetzjagd – eine dramaturgische Abkürzung – bis zur Katharsis in der Lächerlichkeit ausgetrieben.

Die Performance „Wolf“ ist ein Event, ein „place to be“ mit jugendlicher Energie und dem Ohr am Puls der Zeit. Wriessnig schafft ein Gesamtbild und lässt die vierköpfige Grazer Band Alpha Embryo mit der Soloschauspielerin Karner in einen bereichernden Dialog treten. Am Ende siegt der Unfug. Das Narrativ ist gefunden. Daniel Hadler
Wolf. Harrachgasse 1, Graz. 18. und 19. Juli, 20 Uhr. actaprojects.at/wolf