Statt einer Schau quer durch das Œuvre des Künstlers, hat sich Roman Grabner, der Kurator dieser Jubiläumsausstellung, dazu entschieden, die neuesten Produktionen des Malers in den Vordergrund zu stellen. „Zur Zeit ohne Titel“ ist die Langform des titelgebenden Kürzels „ZZOT“, was auf den Zeitraum verweist, in dem ein Werk zwar schon fertig, aber noch nicht mit einem Namen versehen ist – dieser entsteht zumeist erst mit seiner ersten Präsentation. Dabei bildet sich ein Zwischenraum, der in dieser Ausstellung sowohl inhaltlich als auch formal zu tragen kommt, oder wie es Walkensteiner ausdrückt: „Das Leben findet im Zwischenraum statt.“

Mit den schlängelnden Gebilden, die im undefinierten Raum schweben, eröffnet der Künstler ein dynamisches Spannungsfeld, das auch in die konkrete zeitliche Dimension führt. Denn er fügt in die gemalten Bilder Intarsien aus fertigen, zerschnittenen Werken und verbindet damit Neues mit Bestehendem. Diese Form von Zusammensetzungen ist vor allem als Dekorationstechnik bei Holz bekannt und reicht zurück bis ins 15. Jahrhundert, als auch die Zentralperspektive entstand. Dass Walkensteiner mit Eitempera arbeitet, ist ein weiterer Verweis auf Traditionelles, denn dieses gehört zu dem klassischen Trägermaterial für Farben der früheuropäischen Tafelmalerei, die schon in der Antike praktiziert wurde. Als „passend für den Diskurs zu der immer wieder totgesagten Malerei“, nennt Kurator Grabner die ineinander verschmelzenden Techniken und betont damit die Bedeutung von Kunstgeschichte.

Farbkräftig leuchten Walkensteiners runde Formen dreidimensional und scheinen von jeglicher Schwere entbunden, aus dem grafisch gestalteten Hintergrund unmittelbar aus dem Bild fliegen zu wollen. Mit einer Erweiterung von Malerei spielt sich der Künstler auf mehrfache Weise wie neben den Intarsien mit zeichnerischen Elementen, die mal als lockere Hintergrundfläche fungieren oder dann wieder substanziell das Bild prägen. Wirken die Gebilde in den Bildern abstrakt, erscheinen sie dennoch organisch und erinnern an Knochenstrukturen. Walkensteiner formt sie zuvor in Ton. Aber auch in die tatsächliche dritte Dimension tritt der gebürtige Klagenfurter und Biennale-Teilnehmer, wenn er Werke wieder vom Rahmen abspannt, um sie als zylinderartige Objekte in den Raum zu legen: „Es sind die besten Bilder, die ich von der Leinwand nehme“, kommentiert er seine Auswahl für die Skulpturen.

Zusätzlich zu den im Wortsinn vielförmigen ästhetischen Aspekten, ist das Kunstschaffen von Walkensteiner durchdrungen von seinem Interesse an philosophischen Schriften oder von Tieren wie dem Schwan und der Giraffe als Stellvertreter von Schönheit und Erhabenheit. Sind diese Komponenten nicht auf den ersten Blick in den Bildern erkennbar, ist es dennoch lohnend, sich der vielfältigen Dynamik der gut präsentierten Werke hinzugeben.