Mit einer überraschenden Meldung ließ Kabarettist Michael Bully Herbig kürzlich aufhorchen: Es soll eine Fortsetzung seines Films „Der Schuh des Manitu“ geben; „Das Kanu des Manitu“. Überraschend ist das deshalb, weil Herbig 2022 meinte, dass er „Der Schuh des Manitu“ so heute nicht mehr produzieren würde: „Die Comedy-Polizei ist so streng geworden.“

Gedacht als Parodie der Winnetou-Filme, bedient sich „Der Schuh des Manitu“ einiger Stereotypen in Hinblick auf indigene Völker Nordamerikas. 2001 wurde der Film veröffentlicht – und feierte laut Constantin Film mit zwölf Millionen Kinobesucherinnen und -besuchern große Erfolge.

Gleich vorweg: Details zur Handlung, zur Tonalität und den involvierten Personen sind - abseits der Hauptbesetzung - noch nicht bekannt. Dennoch blicken einige nun 23 Jahre später auf das Werk zurück und äußern angesichts eines geplanten Sequels Bedenken. Andere zeigen sich wiederum wegen des augenscheinlichen „Woke“-Wahnsinns genervt. Doch was sagen die dazu, die im Film porträtiert werden?

„Der Schuh des Manitu“: Nicht mehr zeitgerecht

„Ich habe kein gutes Bauchgefühl“, sagt Medienunternehmer Stefan Yazzie Herbert. „Nicht, weil ich denke, dass deutschsprachige Medien nichts über indigene Völker machen können, sondern weil die Art und Weise, wie ,Der Schuh des Manitu‘ gemacht worden ist, einfach nicht mehr zeitgerecht ist.“ Der 32-Jährige ist Navajo-Österreicher, der sich intensiv mit Themen wie kulturelle Aneignung beschäftigt; dem Umstand, dass weiße Menschen andere Kulturen missrepräsentieren und davon Profit schlagen. Herbert: „Ich würde mir hoffen, dass man so ein Themamit einer gewissen Sensibilität angeht.“

Fan der Cancel Culture ist er aber nicht: „Wenn wir komplett verbieten, was wir produziert haben, dann vergessen wir die Vergangenheit.“ Vielmehr gehe es ihm um Kontextualisierung. Dabei führt er das Beispiel Disney an, wo bei Filmen mit rassistischen oder stereotypischen Darstellungen zu Beginn ein Hinweis auf die Problematik eingeblendet wird.

Ebenso glaubt Herbert, dass Diversität das Problem lösen würde: „Wenn es noch 1000 andere Filme über die indigene Bevölkerung geben würde, wäre die Situation halb so schlimm. Doch Karl May ist ein kultureller Monolith.“ Demnach würden sich Menschen auf Basis der Winnetou-Filme und „Der Schuh des Manitu“ vermeintliches Wissen über indigene Personen aneignen.

„Bindet uns bei ,Das Kanu des Manitu‘ ein“

Was müsste also geschehen, damit der Film zumindest aus Herberts Sicht gelingt? Gleich vorweg: Er kann nicht für alle Indigenen sprechen. Doch eines liege auf der Hand: „In erster Linie müsste man das machen, was indigene Aktivisten immer sagen: Bindet uns ein. Arbeitet mit uns zusammen, um solche Themen besser aufzuarbeiten.“ Genauso könne man indigene Schauspielerinnen und Schauspieler casten, schlägt der 32-Jährige vor. „Bully Herwig hat immer Brownfacing gemacht, also sich als Indigener verkleidet. Ich glaube, er wird darauf bestehen, das immer noch so zu machen. Aber warum nehmt ihr nicht einfach einen indigenen Schauspieler?“ In Zeiten wie diesen, wo kulturelle Aneignung heiß diskutiert wird und man dank Social Media gut vernetzt ist, könne man sich nicht mehr wie damals auf Unwissenheit berufen, sagt Herbert.

Kritisiert wird „Der Schuh des Manitu“ übrigens nicht nur aufgrund der Darstellung Indigener, sondern auch aufgrund der Stereotypisierung homosexueller Menschen. Wie „Das Kanu des Manitu“ schlussendlich ausfallen wird, ist offen. Auf die Frage, ob beim kreativen Prozess zu „Das Kanu des Manitu“ Indigene involviert sind, verweist das Presseteam von Constantin Film darauf, dass Herbig aktuell nicht für Interviews zur Verfügung steht, „er ist nun natürlich voll und ganz mit den Vorbereitungen und der Vorproduktion zum Dreh beschäftigt.“ Nachsatz: „Lassen Sie uns über den Film sprechen, wenn wir ihn alle gesehen haben!“ Soviel ist sicher: Der Film, der 2025 in die Kinos kommen soll, wird für Aufmerksamkeit sorgen.