Als die „Lindenstraße“ noch im linearen Fernsehen lief und Mediathek für Mutter Beimer ein Fremdwort war, konnte man Fans der Serie sonntags ab 18.40 Uhr für rund 29 Minuten nicht erreichen, denn da waren die Alltagssorgen und Schicksale dieser Bezugspersonen aus den Mehrfamilienhäusern einer fiktiven Münchener Straße wichtiger. Und das fast 35 Jahr lang! Manche sind mit diesen Charakteren, die ab Dezember 1985 in die Wohnzimmer kamen, groß geworden.
Nun kündigte die WDR-Mediagroup an, dass das kostenpflichtige öffentlich-rechtliche Streamingangebot ARD Plus ab dem 16. November im Laufe der nächsten Monate (avisiert ist bis zum März 2024) alle 1758 Folgen in das Angebot aufnehmen wird; in der kostenlosen ARD-Mediathek sind keine Episoden mehr abrufbar.
Vielleicht fällt das ja schon unter den Begriff Geschichtsunterricht, denn die „Lindenstraße“ hat immer wider realpolitische Geschehnisse eingearbeitet, oft aktuell auch Wahlergebnisse. 1987 kam es zum ersten gleichgeschlechtlichen Kuss in einer deutschen TV-Serie. Nachdem 1990 eine weitere Kussszene ausgestrahlt wurde, erhielten die beiden Darsteller Morddrohungen.
Ist die Gesellschaft aber heute weiter? Man könnte meinen, ja. Doch bei 39 Feierlichkeiten zum Christopher Street Day gab es heuer in Deutschland Übergriffe. Die Queerfeindlichkeit nimmt wieder zu, und die „Lindenstraße“ lebt auf.