Mit der zunehmenden Internationalisierung von Unternehmen im deutschsprachigen Raum steht auch die Diskussion rund um Englisch als Arbeitssprache immer wieder im Raum. ManagerInnen, die hier unbedacht vorgehen, können kläglich scheitern, weiß WU-Wissenschaftlerin Miya Komori-Glatz vom Institut für Englische Wirtschaftskommunikation. In ihrer Forschung widmet sie sich der Frage, wie sich Englisch als Arbeitssprache in Teams entwickelt, die Englisch nichts als Muttersprache beherrschen und welche Auswirkungen die Etablierung der Fremdsprache am Arbeitsplatz mit sich zieht. Dabei zeigte sich: Fehlerquellen gibt es jede Menge, aber auch Hoffnung.
In internationalen Teams arbeiten, reisen, mehrere Sprachen sprechen- gelebter Arbeitsalltag für viele Arbeitnehmer. Englisch ist Voraussetzung, doch nicht jedem fällt es leicht, die Sprache so gut zu lernen, dass man darin auch auf dem internationalenParkett verhandlungssicher ist. „Gerade die Umstellung innerhalb eines Unternehmens von Deutsch als gelebte Sprache auf Englisch, stellt einen großen Einschnitt dar und fällt vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schwer“, so Miya Komori-Glatz, Wissenschaftlerin am WU-Institut für Englische Wirtschaftskommunikation
![Miya Komori-Glatz vom Institut für Englische Wirtschaftskommunikation, WU Wien Miya Komori-Glatz vom Institut für Englische Wirtschaftskommunikation, WU Wien](https://img.kleinezeitung.at/public/incoming/vuoliz-Miya_Komori-Glatz_Roman_Reiter_1530614926678627_v0_h.jpg/alternates/FREE_700/Miya_Komori-Glatz_Roman_Reiter_1530614926678627_v0_h.jpg)
In ihrer Forschung widmete sich Komori-Glatz einer Synthese wirtschaftlicher und sprachwissenschaftlicher Publikationen und entwickelte daraus ein Framework, das die relevanten Fragestellungen und Bereiche im Unternehmen bei der Etablierung von Englisch offenlegt.
5 Punkte, die es zu beachten gilt
Eine Arbeitssprache zu etablieren bringe viele Tücken, aber doch auch viele Chancen mit sich, so die Wissenschaftlerin. „Um Informationsflüsse im Unternehmen zu optimieren, ist es vor allem wichtig, potentielle Barrieren und Chancen zu erkennen. Wo liegen die sprachlichen Kompetenzen der MitarbeiterInnen? Wo können sich sogenannten „language clusters“, das heißt Gruppen von Mitarbeiterinnen mit gemeinsamer Sprache, bilden und wie kann das zu Vor- oder Nachteilen führen?“, erklärt Komori-Glatz. Und auch sonst gibt es Vieles zu beachten:
1. Es braucht ein Konzept. Soll beispielsweise Englisch als Arbeitssprache etabliert werden, müsse vorab Grundsätzliches geklärt werden, wie beispielsweise, wann es Sinn macht, Englisch einzusetzen und wie die Stakeholder eines Unternehmens erreicht werden können.
2. Die Umstellung einer Firmensprache ist extrem ressourcenintensiv. Dokumente müssen übersetzt werden, alles muss bestätigt bzw. nachkontrolliert werden, Sprachen können nicht schnell angeeignet werden. Ein allgemeines Language-Training ist leider oft nicht genug: Das Training muss spezifisch für die Branche, die Firma und sogar die eigene Tätigkeit maßgeschneidert werden.
3. Vorsicht bei Schattenhierarchien! Sogenannte „Language nodes“, mehrsprachige MitarbeiterInnen, sind eine wertvolle Ressource, um Information direkt und verständlich zu vermitteln. Schwierig wird es allerdings dann, wenn sich dadurch Schattenhierarchien entwickeln und die Firma zu sehr von „Language nodes“ abhängig wird, weil diese mehr Macht haben, als ihre eigene Funktion mit sich bringt.
4. Informationsflüsse müssen beobachtet und ggf. innovativ gefördert werden. Regelmäßiges Einholen von Feedback ist wichtig, um sicher zu stellen, dass die (richtigen) Informationen ankommen. Schriftliche Vorbereitung für Meetings oder Zeit für Brainstorming in kleineren Gruppen unterstützt KollegInnen mit weniger ausgeprägten Sprachkenntnissen, die mehr Zeit oder sprachliche Hilfsmittel brauchen, dabei, ihre Ideen auszudrücken und sich einzubringen.
5. Fremdsprachenkenntnisse über Englisch hinaus sind immer ein Vorteil. Auch wenn Englisch die Arbeitssprache ist, fördert die Mehrsprachigkeit informelle Informationsflüsse und die Beziehungsebene. Mehrere Studien haben gezeigt, dass sogar ganz wenige Kenntnisse von der Sprache der Business-PartnerInnen einen Beitrag zum Vertrauen leisten.