Wo besteht derzeit der größte Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern in Ihrem Unternehmen?
JOACHIM STECKELBERG: Bedarf besteht in allen Bereichen. Sehr schwer tun wir uns mit Technikern. Wir bilden selbst aus – Chemie, Verfahrenstechnik ... Trotzdem können wir den Bedarf nicht zur Gänze decken.
ANDREAS ULRICH: Im Lavanttal sind wir die einzige Pharmafirma und haben auf der Technikerebene eher wenig Probleme, Leute zu bekommen. Wir bilden auch Metalltechnikerlehrlinge aus, im Labor werden gerade die ersten fertig. Generell ist die Fluktuation bei uns gering. Die Nähe zu Graz hilft uns bei den Laboranten und natürlich die Chemie-Ingenieurschule in Puntigam.
KLAUS RAUNEGGER: Im Oberkärntner Raum mangelt es nicht an Technikern. Unsere Probleme liegen in den naturwissenschaftlichen Bereichen. Für Laboranten gibt es in der näheren Umgebung keine Ausbildungsstätte. Nach forschungsnahen Personen muss man weit grasen – wir haben gerade jemanden aus Indien und Portugal geholt.
DUNJA MÜHLBACHER: Wir suchen an unseren Standorten in Österreich Graz, Werndorf und Linz laufend gute Mitarbeiter. Aktuell sind an die 20 Stellen ausgeschrieben – von der Produktion, Qualitätssicherhung bis zu Marketing und Verkauf. Im Werk Graz, das ist unser Herzstück, tun wir uns noch relativ leicht und bekommen noch viele Initiativbewerbungen. Es wird aber immer schwieriger, gute Techniker wie auch gute Lehrlinge zu finden.
Was muss denn ein Lehrling mitbringen, um Sie bei der Bewerbung zu überzeugen?
MÜHLBACHER: Das Zeugnis sagt schon etwas aus, ein Interesse für Chemie oder die Produktion muss da sein und man muss merken, dass er das wirklich will.
STECKELBERG: Strukturiertes Arbeiten, Sauberkeit, Genauigkeit – das kann man keinem beibringen, das muss man mitbringen.
RAUNEGGER: Ich schaue immer auf die Schuhe – ob sie geputzt sind.
ANDREAS ULRICH: Es gibt kein klares Berufsbild für die meisten Mitarbeiter, die wir einstellen. Manche unserer Maschinen gibt es weltweit nur einmal und es dauert, bis man mitarbeiten kann.
Warum sollten sich junge Leute überhaupt für einen Karriereweg in der Pharmabranche entscheiden?
ULRICH: Es gibt gute Arbeitsbedingungen, meistens ist man im Reinraum. Man muss keine körperlich schwere Arbeit verrichten.
MÜHLBACHER: Es ist eine attraktive, wachsende Branche. Auf Grund unseres internationalen Konzerns mit Standorten weltweit können unsere Mitarbeiter auch international Karriere machen. Gute Leute werden immer gesucht.
STECKELBERG: Die Gehälter sind überdurchschnittlich und es ist ein breites Feld – man kann sich ja auch im Marketing, als Pharmavertreter oder in der Buchhaltung betätigen.
RAUNEGGER: Es sind positiv besetzte Berufe. Ich helfe den Leuten, gesund zu bleiben oder zu werden. Außerdem ist fast immer ein internationales Berufsfeld gegeben.
Auf welche Ausbildung sollte man denn nun als junger Mensch setzen, um in der Pharmabranche Karriere zu machen?
MÜHLBACHER: Man kann mit 15 eine technische Lehre starten, z.B. Pharmatechnologe bzw. Chemielabortechnik, oder mit der Matura ein naturwissenschaftliches/technisches Studium mit wirtschaftlichem Hintergrund wählen. Eine fundierte Grundausbildung ist wichtig.
RAUNEGGER: Mangelberufe sind etwa Chemiker, Analytiker, Verfahrenstechniker. Mit einer Chemie-HTL legt man einen guten Grundstein.
ULRICH: Das Pharmaziestudium in Deutschland ist im Vergleich zu Österreich viel stärker auf die Industrie ausgerichtet.
Vergeben Sie Ferialjobs?
ULRICH: Ja, wir nehmen bevorzugt jemanden, der studiert.
RAUNEGGER: Wir vergeben keine Ferialjobs mehr an Kinder von Mitarbeitern, sondern gehen aktiv in die Schulen – in die sechsten Klassen. Jeder, der Pharmazie studiert, hat einen sicheren Ferialjob.
MÜHLBACHER: Von Vorteil ist, Auslandserfahrung mitzubringen, da wir in einem internationalen Umfeld tätig sind. Etwa ein Studienjahr im Ausland wie auch ein Praktikum im Ausland.
STECKELBERG: Das ist wichtig, weil es zeigt, dass sich die Person auch in einem internationalen Umfeld zurechtfinden kann.
Wie präsent sind denn Verfahrenstechnikerinnen, Chemikerinnen ...?
STECKELBERG: Unser Unternehmen liegt derzeit bei rund 50 : 50 und es werden immer mehr Frauen.
RAUNEGGER: Die Chemie hat etwas Geheimnisvolles an sich und weckt das Interesse. Technische Chemikerinnen gibt es immer mehr.
Und wo liegen nun die Stolpersteine – warum könnte es mit einer Arbeit in der Pharmabranche doch nicht klappen?
ULRICH: In der Produktion müssen die Vorschriften rigoros eingehalten werden. Ich hatte schon Leute, denen es bei der verantwortungsvollen Arbeit – gewissermaßen eine Fließbandarbeit – zu eng wurde.
Birgit Pichler