Man könnte ihn einen „Bier-Pionier“ nennen, wäre Patrick Haller nicht noch in einem Alter, wo das Biertrinken ein rechtliches Tabu ist. Also bleibt der „Pionier“ übrig - und diese Rolle füllt der junge Leobener bestens aus. Als erster Mechatroniker der Firmenhistorie wird Haller nämlich seit August in der Brauerei Göss angelernt.
Es ist die Vielseitigkeit, die diesen jungen Beruf auszeichnet und immer mehr steirischen Betrieben schmackhaft macht. An der Schnittstelle zwischen Mechanik und Elektrik beheimatet, gibt die modulare Form vielen Firmen die Gelegenheit, die Ausbildung speziell auf hauseigene Bedürfnisse abzustimmen. Bei der Brauunion ist das etwa die Automatisierungstechnik, der man ein besonderes Augenmerk zuteilt, wie Michael Galobitsch, der Leiter der Instandhaltung, erklärt. Nach dem zweijährigen Grundmodul wird in Leoben 1,5 Jahre der Fokus auf eben jene Automatisierungstechnik gelegt, bevor es noch ein halbes Jahr im Programmierhandwerk (SPS) zur Sache geht. Am Ende soll aus dem Pionier ein Analyst werden, geht es nach Michael Galobitsch. Jemand, der Probleme in Anlagen schnell und exakt zuordnet und schnell reagiert. Ein vielseitiger Problemlöser. Denn Zeit ist in den meisten Branchen heute Geld, Produktionsausfälle höchst schmerzlich.
Heiß begehrte Fertigkeiten
„Ich bin überrascht, dass ich schon so viel alleine tun kann“, zieht Patrick Haller ein positives Resümee der ersten Lehrlingsmonate. Auch der Blick in die Zukunft ist vielversprechend. Wie in vielen Industriebetrieben hat der Lehrling bei der Brauunion gute Chancen, nach der Ausbildung im Unternehmen bleiben zu können.
Heiß begehrt sind Mechatroniker und deren Fertigkeiten auch bei Siemens Mobility in der Grazer Eggenberger Straße. Dort betreibt das Industrie-Schwergewicht sein Weltkompetenzzentrum für die Entwicklung und Fertigung von Fahrwerken, die fertigen Produkte findet man in ICE-Zügen der Deutschen Bahn ebenso wie in saudi-arabischen U-Bahnen, der Straßenbahn in Katar oder in ÖBB-Cityjets. „Wir haben von 150 Bewerbungen wahrscheinlich 120 als Mechatroniker“, schmunzelt Ausbildungsleiter Gerhard Czelecz. Warum so viele Jugendliche in diesen Beruf strömen? Czelecz: „Es ist ein vielseitiger Beruf, ausgebildet wird in den Bereichen Elektronik, Mechanik, Maschinenbautechnik oder Hydraulik.“
Auch Benjamin Lenz und Philipp Wurzinger beschwören die „vielen Einsatzgebiete“. Beide stehen sie knapp vor der Lehrabschlussprüfung, beide machen sie neben der Lehre auch noch die Matura, beide würden sie heute „wieder den Mechatroniker machen“. Das Schwelgen in Erinnerungen fehlt den beiden schon heute, positiv blieb etwa das Auslandspraktikum bei Ford in Göteborg in Erinnerung. Wurzinger: „Die waren dort eigentlich überrascht, dass wir in unserem Alter schon so viel wissen und angreifen können.“ „Fast die Hälfte unserer Lehrlinge verbringt mittlerweile einen Teil der Ausbildung im Ausland“, ergänzt Martin Kahr, der diese Entwicklung am Grazer Standort federführend antreibt.
Überhaupt ist man bei Siemens auf die hauseigene Ausbildungsstätte spürbar stolz. Schnell wird von prämierten Gesundheitsprojekten, einer Wochenstunde Englischunterricht, Ski-Ausflügen oder der Gelegenheit erzählt, dass Lehrlinge während der Arbeitszeit 1,5 Stunden pro Woche Sport machen können. 55 Lehrlinge bildet Siemens derzeit allein am Grazer Standort aus, ein Viertel davon Mädchen.
"Viel Technik, viel Computer"
Einen Schwerpunkt auf die Ausbildung von Mechatronikern findet man indes auch weiter im steirischen Westen, wo Kendrion in der Lehrlingsausbildung neu durchstartet. Fünf Lehrlinge haben in den letzten beiden Jahren angefangen, „alle fünf sind Mechatroniker“, erklärt Ausbildungsleiter Josef Waltl.
Drei von ihnen, Valentin Korp, Florian Mally und Manuel Grill, sitzen kurz später im firmeneigenen Ausbildungsraum. Was den Mechatroniker ausmacht? „Der Beruf ist extrem abwechselungsreich.“ „Viel Technik, viel Computer.“ Und: „Viel Teamarbeit!“
Locken will man bei Kendrion neben modernen, hoch automatisierten - und „sehr sauberen“ (Waltl) - Fertigungslinien auch mit dem Kundenportfolio. Der Eibiswalder Betrieb hat sich auf innovative elektromagnetische Komponenten spezialisiert und liefert u. a. Hochdruckventile für viele bekannte Premiumautobauer.
Die Lehrlinge, erst jüngst wurde der Betrieb für sein Ausbildungssegment mit einer staatlichen Auszeichnung bedacht, sind freilich noch mehr mit der Pflicht vor der handwerklichen Kür beschäftigt. Wenngleich schon das Lernportfolio des Mechatronikers - schnell fällt Josef Waltl „drehen, feilen, bohren, schleifen, aber auch viel Automatisierungstechnik, Sensorik und SPS-Programmieren“ ein - zumindest viel Platz für unterschiedlichste Geschmäcke bietet.