Unglaubliche Karrieren mit 30: Herr Jimenez, gibt es ein Rezept für einen frühen Karriere-Erfolg?
Ich bin da skeptisch. Wenn man das Idealbild einer erfolgreichen Karriere betrachtet, also zum Beispiel einen Mark Zuckerberg von Facebook, dann ist das jemand, der natürlich zum einen wahnsinnig ehrgeizig ist, zum anderen aber sehr viel Glück gehabt hat. Dieses nicht gerne in den Mund genommene Wort ist für eine erfolgreiche Karriere mit 30 von Belang. Alles andere wäre Hybris.

Was sind das für Menschen, die mit 30 Karriere gemacht haben?
Das sind ehrgeizige, disziplinierte, zielorientierte Personen. 95 Prozent der Menschen wollen neben der Arbeit auch ein Leben haben. Für 5 Prozent ist die Arbeit das Leben.

Kann man nicht auf anderen Wegen erfolgreich sein?
Doch. In die Arbeit kann und soll man Energie stecken, man soll aber auch Sinn suchen. Ich denke, dass das auch Unternehmen wollen. Betriebe wünschen sich motivierte Menschen. Dass dem Menschen jedoch 80 Stunden pro Woche nicht zumutbar sind, haben mittlerweile viele Personalabteilungen verstanden.

Vor allem die Generation Y, also Menschen um die 30, werden mit dem Begriff „Work-Life-Balance“ in Verbindung gebracht. Woher kommt dieses Aufbegehren eigentlich?
Interessante Frage. Das hat mit dem Phänomen des Leidensdrucks zu tun. Irgendwann ist deutlich geworden, dass sich etwas ändern muss, dass auf das Leben und die Freizeit zu wenig geachtet wurde. Dann wurde darüber geschrieben. Eine Echokammer entstand, erste Reaktionen folgten. Zwischen 1950 und 1970 wäre man mit der Idee mit dem nassen Fetzen aus dem Unternehmen gejagt worden.

© FUCHS JUERGEN


Wie lässt sich dieses immer stärker werdende Freizeitdenken mit der Digitalisierung und Beschleunigung in allen Lebensbereichen vereinbaren?
Menschen erkennen zu spät, dass sie überbeansprucht sind. Das ist wie beim Trinken. Die Flexibilität, die sich durch die Digitalisierung ergibt, führt dazu, dass man sich selbst ausbeutet. Immer mehr arbeiten auch von zu Hause.

Was muss sich da ändern?
Da stehen wir noch am Anfang. Wir brauchen simple Disziplin. Das muss von zwei Seiten ausgehen, nämlich von den Arbeitgeber- und den Arbeitnehmervertretern. Klare Maßnahmen müssen diese flexible Entgrenzung regeln. Ob das zum Beispiel über zwei SIM-Karten oder zwei verschiedene Mail-Accounts gelöst wird. Aber neben den technischen Möglichkeiten braucht es auch gesellschaftliche.