Stolze 73.000 Mitarbeiter zählt der größte österreichische Baukonzern, die Strabag. Während dessen „Output" buchstäblich greifbar ist und Strabag-Bauten unsere reale Welt verändern, sind etliche der Prozesse auf dem Weg dorthin bereits digital abgebildet – und erleichtern heute die aufwendige Arbeit von Bauherrn und Projektverantwortlichen zusehends.

Der Kärntner Alexander O. Ortner, Jahrgang 1983, leitet als einer von acht Teamleitern ein eigenes Softwareentwickler-Team der Strabag, das spezielle Web-Applikationen herstellt. Es kommt etwa dann zum Einsatz, wenn es gilt, spezifische Problemstellungen zu digitalisieren. Zum Beispiel, wenn ein Häuselbauer eine Strabag-Einheit aufsucht und auf der Basis einer Projektbeschreibung ein Angebot benötigt, liefert ein selbst entwickeltes, webbasierendes Programm effizient die gesuchte Information. „Der Bauherr, die Projektleistung und das Material werden erfasst. Die Kalkulation wird zur Genehmigung geschickt, die auf dieser Basis sehr schnell erfolgt", erklärt Ortner nur eine der vielen modernen Anwendungen zur Bauprojektverwaltung in der Strabag.

Ortner, der an der Universität Klagenfurt ein Doppelstudium aus technischer Mathematik und technischer Informatik absolvierte, ist schon seit 2011 in der Strabag beschäftigt. Seine „Mission": „die Softwareentwicklung in die Zukunft zu bringen".

© Weichselbraun

Flexibilität ist schließlich Trumpf, wenn über 130 Anwendungen auf über 1000 verschiedene Instanzen verteilt laufen. Für Ortner bestand die größte Herausforderung zu Beginn seiner Arbeit darin, die bestehende Infrastruktur der Strabag (über 1000 virtuelle Server) für den gesteigerten Bedarf an Applikationen zu rüsten. Und jetzt wird’s hochtechnisch: Vor zwei Jahren wurden die ersten Schritte in diese Richtung mit Docker gestartet. „Dynamische Skalierung abseits der Cloudserver" lautet das nächste Ziel, das neue „Google Kuber­netes" soll dabei helfen. „Wir betreiben die Server selbst, um bestehende Backendsysteme besser zu integrieren und eine höhere Ausfalls­sicherheit zu gewährleisten."

Auch Sicherheitsthemen stehen bei einem Konzern dieser Größe stets im Vordergrund: „So können wir mögliche Manipulationen schnell erkennen. Natürlich gibt es auch bei uns ständig Angriffe." Die Verzahnung von Entwicklung und Betrieb der Systeme sei wichtig, so Ortner: „So können wir auch leichter neue Technologien ausprobieren."

Digitalisierungsprojekte genießen in der Strabag, die sich als europäischer Technolo­giekonzern für Bau­dienstleistungen versteht, hohe Priorität. Der Gesamtprozess eines Bauvorhabens soll digital abgebildet werden, Augmented Reality etwa ein Bauvorhaben durch virtuell bereitgestellte Daten begreifbar machen; mit einer 3D-­Brille können dann Bauherren ihr Projekt bewundern  – natürlich im noch nicht fertig­gestellten Gebäude.

Nicht alle Softwarelösungen, die die Strabag einsetzt, sind auch aus dem eigenen Haus. „Wir decken bestimmte Teile ab", erklärt Ortner. Stellen sich neue Anforderungen, wird geprüft, ob Lösungen intern entwickelt oder extern zugekauft werden. Je spezieller die erwünschten Funktionalitäten, desto eher kommen die hauseigenen Entwicklerteams zum Zug.

„Werden neue Techniken eingesetzt, schulen wir die Kollegen darauf ein." Am Standort in Spittal arbeiten 16 Personen in der Web-Entwicklung, ein weiteres Team ist in Köln am Werk. Insgesamt sind es 400 Personen, die den Baukonzern so in eine digitale Zukunft führen.

„Wir suchen in Spittal laufend neue Leute, denn jetzt geht alles Richtung Web. Teilweise werden ältere kaufmännische Anwendungen von Web-Applikationen abgelöst, die auch mobil vor Ort eingesetzt werden können", sagt Ortner.

Denn Tempo und Komfort sind es, die hier zählen: Jeder will von ihm benötigte Daten am PC, aber auch mobil stets abrufbar haben, gesichert nach den bestmöglichen Standards. „Genau dafür brauchen wir die neuen Technologien im Konzern."