In frühen Jahren lernte die 23-jährige Suna das Weltenbummeln – und ihre Grenzen zu ver- schieben. Als jüngste Konditormeisterin der Steiermark eroöffnete sie vor einem Jahr ihre eigene Backstube in der Grazer Schillerstraße.

Es lohnt sich, auf diese Karriere mit all ihren Wendungen genauer hinzuschauen: Sie lebte, wenn sie nicht gerade mit Familie und Zirkus unterwegs war, zuerst in Deutschland. Doch mit 15 Jahren verschlug es Suna nach Graz. Dort besuchte sie bis zur vierten Stufe die Ortweinschule, ehe eine Holzstauballergie für einen vorzeitigen Strich durch die Karriere-Rechnung sorgte. Doch anstatt die Schule zu wechseln, packte die damals 17-jährige Suna ihren Rucksack und reiste alleine nach Asien. Sie verschaffte sich so Raum zum Denken, fand mit der Reise vorläufige Antworten für die sich ihr aufdrängenden Fragen – "Was ist los? Wer bin ich? Was will ich?"

Es ist letztlich einer jener Momente, in denen klar wird, dass sich die junge Konditorin von der Zeit, dieser ewig kolossalen Konstante, einfach nicht einschüchtern lässt. Sie feierte ihren 18. Geburtstag mit sich alleine am anderen Ende der Welt und kehrte anschließend heim. Zucker hatte sie in Thailand vermisst, deshalb kreierte sie eine „Löwentorte“ für ihren kleinen Bruder. Das sollte nicht die letzte Zuckerkreation in ihrem Leben gewesen sein.

Suna begann mit einer Lehre zur Konditorin und konnte ob ihrer hervorragenden Leistungen die Lehrabschlussprüfung vorziehen. Zur selben Zeit holte sie berufsbegleitend ihre Matura nach. Darüber hinaus bestand sie die Meisterprüfung, Unternehmerprüfung und Ausbilderprüfung. Zielstrebig, aber auf keinen Fall konventionell. Sie erzählt gerne über die Wendungen in ihrem noch jungen Leben. Die Forrest-Gump-Rolle, immer in Bewegung zu bleiben, steht ihr nach wie vor. Mit ihrer „Konditorei auf Bestellung“ liefert sie mittlerweile Süßes am laufenden Band von zu Hause aus. Auf rund zwölf Quadratmetern. „Ich glaub, ich hab mich in meiner rosaroten Welt ganz gut gefunden.“

© Juergen Fuchs

Das Geld für ihren ersten Karriereschritt bekam sie von ihrem Großvater vorgestreckt. 15.000 Euro. Ehe er sichs versah, wurde ihm die Summe jedoch schon wieder zurückgezahlt. Nach genau zweieinhalb Monaten. Auf sich aufmerksam macht Suna über die sozialen Netzwerke Facebook und Instagram – und ein entscheidender Vorteil für junge Kleinunternehmen. Auch im ORF war sie mehrfach zu sehen. Die Gratwanderung war Suna geglückt. Bereits am Eröffnungstag zählte sie über 2000 „Likes“ auf ihrer Seite. Ihre kleine Wunderküche ist ein bewusster Schritt weg vom unersättlichen Gastro-Druck, hin zur Leidenschaft. „Wir sind alle auf einer Ebene, die Gastro-Hierarchie ist bei mir aufgelöst.“ Die Produkte stammen von ausgewählten Bauern der Region, sofern nicht anders vom Kunden erwünscht, versucht die Konditorin stets saisonales Obst in ihren Torten zu verarbeiten. Torten? Tortentürme!

Die Motive und Themen reichen von Pauli, dem Hund, bis zu Super Mario und einem Einhorn. „Getürmt“ wird für die großen Anlässe, wie Hochzeiten oder Geburtstage, auf speziell angefertigten Eisenträgern. „Mein Freund hat mir sogar einen Tortenkalkulationsrechner programmiert.“ Pro Wochenende werden bis zu dreißig Torten verarbeitet. Die bisherige Rekordtorte liegt bei einem Meter Durchmesser. „Um damit aus der Küche zu kommen, mussten wir die Kühlschranktür aushängen“ erinnert sich Suna amüsiert. Die Kreationen der „Törtchenprinzessin“ sind dennoch alles andere als grobschlächtig. So erzählt sie von der künstlerischen Ader ihres Vaters, der zum Beispiel beim Entwurf des Uhrturmschattens mitgewirkt hat. Sie knüpft dort an. Das akribisch Bildhauerische der Süßwarenmotive, das penible Pinseln und Formen, das alles ist Teil ihrer künstlerischen Profession.

Auch in Zukunft will Suna mit ihrem Unternehmen klein bleiben und sich in ihrer eigenen Zirkusarena austoben. Im stillen Kämmerchen in der Schillerstraße. Die „Törtchenprinzessin“ steht für wahrgewordene Fantasie. Ganz ohne Phantastereien.