Ganz ehrlich: Ich bin eine durchschnittliche Österreicherin. Ich wohne in einem Einfamilienhaus, pendle täglich rund 30 Minuten pro Strecke zur Arbeit an die FH JOANNEUM Kapfenberg, ernähre mich hauptsächlich regional und saisonal und versuche meinen Lebensstil so nachhaltig wie möglich zu gestalten. Dachte ich zumindest. Seit ich mit einem CO2-Rechner den Test gemacht habe, weiß ich: Ich habe eine zu hohe CO2-Bilanz. Mein momentaner Lebensstil verursacht 12,8 Tonnen CO2 im Jahr. Damit entspreche ich dem österreichischen Durchschnitt. Nur: Durchschnitt ist nicht genug, um unsere Klimaziele zu erreichen und langfristig den CO2-Fußabdruck unserer Gesellschaft zu reduzieren. Dieser Schreckmoment veranlasste mich zu recherchieren: Was können wir Durchschnittsösterreicherinnen und -österreicher tun, um unseren CO2-Fußabdruck zu verringern?

Tipp 1: Ändere die Lebensgewohnheiten – langsam, aber sicher

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Die ausgiebige Dusche am Morgen, schnell noch einen Coffee-to-go und ab zur Arbeit oder an die Hochschule. Nachmittags gibt es ein schnelles Sandwich aus dem Supermarkt und wir bestellen noch schnell das topaktuelle Oberteil made in Pakistan. All diese Gewohnheiten prägen unser Leben, verursachen aber auch eine große Menge Müll und CO2. Radikale Veränderungen sind schwierig umzusetzen, aus diesem Grund empfiehlt sich eine langsame, aber bewusste Veränderung der eigenen Gewohnheiten. Die Trinkflasche aus Glas ist sicher besser als die PET-Flasche aus dem Supermarkt. Das industriell produzierte Sandwich kann durch ein Weckerl von der Bäckerei ums Eck ersetzt werden – das stärkt auch unsere Nahversorger.

Tipp 2: Konsumiere weniger – dafür regional und saisonal

Unser Konsumstil beeinflusst direkt unsere CO2-Bilanz. Besonders bei Lebensmitteln spricht alles für den Kauf von regionalen und saisonalen Produkten. Damit verringern sich die Transportwege des Produkts und es reduziert sich der CO2-Fußabdruck von Konsumgütern. Nebenbei wird außerdem die regionale Wirtschaft gefördert.

Beim Shopping gilt generell die Devise „Weniger ist mehr“. Es geistern bereits seit einigen Jahren Trendwörter wie „Upcycling“ oder „Zero Waste“ durch die Medien. Zero Waste, die Philosophie, keinen oder so wenig Abfall wie möglich zu produzieren, klingt in der Theorie zwar gut, ist aber im alltäglichen Leben eher schwierig umzusetzen. Einige Prinzipien des Zero Waste sind jedoch sehr hilfreich: Hier heißt es bewusster zu konsumieren. Grundsätzlich gilt es zu hinterfragen: Was benötige ich wirklich? Kann ich ein bestimmtes Produkt beispielsweise auch gebraucht kaufen oder ausleihen? Es gibt bereits unzählige Möglichkeiten, bewusster zu konsumieren, wenn man sich darüber Gedanken macht. Unverpackt-Läden, Flohmarkt-Apps, Repair-Shops oder Secondhand-Läden sind nur einige Optionen.

Tipp 3: Iss weniger – Fleisch

Dieser Tipp tut mir als leidenschaftlicher Fleischesserin auch weh. Trotzdem – die Erzeugung von Futtermitteln, die Haltung von Nutztieren inklusive der Verdauungsprozesse und Ausscheidungsprodukte der Tiere sind für 15 Prozent der vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Aufgrund der stetig wachsenden Erdbevölkerung prognostiziert die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) einen 70prozentigen Anstieg der Nachfrage nach tierischen Erzeugnissen bis zum Jahr 2050. Die Nutztierhaltung ist somit ein wesentlicher Einflussfaktor, wenn es um Landnutzung, Biodiversität und schlussendlich den Klimawandel geht. Wenn ich ehrlich bin, vergeht mir bei diesen Zahlen der Appetit auf das nächste Backhenderl oder Schnitzerl.

Tipp 4: Bewege dich anders – mit Öffis, Fahrrad oder zu Fuß

Die aktuellen Zahlen des VCÖ identifizieren den Verkehrssektor als einen der Hauptverursacher von Treibhausgasen in Österreich. Wieso eigentlich? Hier können wir uns wieder selbst an der Nase nehmen: Jede zweite Autofahrt in Österreich ist kürzer als fünf Kilometer, jede zehnte Autofahrt ist kürzer als einen Kilometer. Zumindest jede zehnte Autofahrt könnte also auch klimafreundlicher, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt werden. Ebenso könnte man klassisch auf den öffentlichen Verkehr in Form von Bus, Bahn, Straßen- oder U-Bahn zurückgreifen. In der modernen Stadtplanung wird bereits Augenmerk auf die Walkability (= fußgängerfreundliche Bedingungen) oder auch die Integration von Fahrrädern ins Stadtbild gearbeitet. Carsharing-Lösungen bieten auch eine klimafreundlichere Möglichkeit, um sich von A nach B zu bewegen. Deshalb gilt: anders bewegen –klimafreundlicher bewegen.

Tipp 5: Ändere das Reiseverhalten – besonders mit dem Flugzeug

Nicht nur unsere alltägliche Mobilität und die klassischen Fahrten zur Arbeit, zum Supermarkt oder ins nächste Restaurant beeinflussen unseren CO2-Fußabdruck. Der CO2-Rechner ist knallhart und fragt mich: Wie viele Stunden bist du in diesem Jahr Kurzstrecke geflogen? Wie viele Stunden Langstrecke? Dieses Jahr komme ich auf rund sechs Stunden gesamte Flugzeit – Kurzstrecke. Eigentlich dachte ich: gar nicht so schlecht. Leider sind Kurzstreckenflüge klimaschädlicher als Langstreckenflüge. Der VCÖ liefert hier wieder ein gutes Beispiel: Der Flug Wien-Frankfurt verursacht 228 Kilogramm CO2, wobei die Bahnfahrt auf der gleichen Strecke nur zwei Stunden länger dauert und nur 23 Kilogramm CO2 verursacht. Ich lerne daraus: Klimaschädliche Kurzflüge könnte und sollte man auf die Bahn verlagern.

Tipp 6: Verbrauche weniger – Wasser und Energie

Wenn es um das Thema Wasser und Energieverbrauch geht, sind die meisten von uns eher naiv und denken: „Ich verbrauche gar nicht so viel Energie“. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass eine kleine Veränderung der Energienutzung eine große Veränderung meines Energieverbrauchs bewirkt hat. Es wurde zwar bereits 1.000 Mal erwähnt, aber „Zieh den Stecker bei Fernsehern, Laptops und anderen Elektrogeräten – Standby-Betrieb frisst nur unnötig Energie und kostet Geld“ kann man gar nicht oft genug betonen. Zusätzlich lohnt sich der Kauf von energieeffizienten Haushaltsgeräten (Labels A+, A++ oder A+++), wenn noch uralte Modelle im Haushalt ihr Dasein fristen. Die klassischen Glüh- oder Energiesparlampen sollten auch bereits Geschichte sein – LED-Lampen sparen 80 Prozent Strom.

Wasser ist ebenfalls ein kostbares Gut, welches mit einfachen Mitteln gespart werden kann. Die schnelle Dusche verbraucht wesentlich weniger Wasser als ein Vollbad. Beim Zähneputzen muss das Wasser nicht munter weiterlaufen und auch die Waschmaschine sollte effizient und gut gefüllt in Betrieb gehen. Mein Fazit nach dem Tausch meiner Altgeräte und dem konsequenten Ausschalten sämtlicher Elektrogeräte: Hier lässt sich viel Energie und Geld sparen.

Tipp 7: Produziere selbst – die Verwandlung vom Consumer zum Prosumer

Die Energie- und Klimawende lebt davon, dass wir selbst aktiv werden und unsere Lebenswelten mitgestalten. Dieser Grundsatz ist seit langer Zeit einer der Grundgedanken am Studiengang „Energie-, Mobilitäts- und Umweltmanagement“. Was bedeutet das konkret? Der „Prosumer“ vereint den „producer“ (Produzierender) und „consumer“ (Konsumierender) in einem Begriff. Im Bereich Energie können Verbraucherinnen und Verbraucher Strom beziehen und gleichzeitig mittels Solaranlage auf dem Dach Strom produzieren und ins Netz einspeisen. So sind alle kleine Energieversorger und damit aktive Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Energiemarkt. Das hilft beim Erreichen der Klimaschutzziele. Darüber hinaus bringen intelligente Stromzähler und das sogenannte „Smart Grid“ (intelligentes Stromnetz) Stromangebot- und Nachfrage in Einklang. Smarte Technologien machen den Energieverbrauch von Haushalten sichtbar und helfen bei der Optimierung des Energiehaushaltes. Wie Smart Grids und intelligente Stromsysteme funktionieren, können Neugierige im zukünftigen Energy Analytics Lab des Studiengangs „Energie-, Mobilitäts- und Umweltmanagement“ ab dem Studienjahr 2019/2020 selbst testen und ausprobieren.