Die besten Argumente, den Lehrberuf zu ergreifen? Juli und August, wird oft scherzhaft und wohl auch ein wenig neiderfüllt im Volksmund tradiert. Die lange Ferienzeit für Lehrer führt immer wieder zu hitzigen Diskussionen, der Vorwurf der Untätigkeit schwingt dabei wenig verholen mit. An der Pädagogischen Hochschule Kärnten bemüht man sich, diese Vorurteile zu entkräften: Lehrer seien auch in der Sommerzeit an Fortbildung interessiert.
Vor allem in der ersten und letzten Ferienwoche verzeichnet die Bildungseinrichtung einen wahren „Run“ auf ihre Lehrerbildungsangebote. Fortbildungskoordinatorin Anneliese Nageler-Schluga führt die Beliebtheit der Sommerhochschule auf den Faktor Zeit zurück: „Während des Schuljahres können Lehrer höchstens für einen Tag ein Fortbildungsangebot in Anspruch nehmen. Das ist stressig, man kann dabei nicht in die Tiefe gehen. In den Sommermonaten ist hingegen Zeit für bis zu dreitägige Seminare und Workshops, bei denen durchgehend gearbeitet werden kann.“
Besonders begünstigt von dem großzügigen Zeitkontingent sind Fortbildungsinhalte, die zur Persönlichkeitsbildung der Lehrer beitragen. Dabei sollen die fachspezifischen Inhalte in den Hintergrund rücken und den Lehrern Raum für die Reflexion über das vergangene Schuljahr gegeben werden. „Wir wollen den Teilnehmern ermöglichen, das Schuljahr Revue passieren zu lassen, Kraft zu schöpfen, aber auch Dinge in einem anderen Licht zu sehen“, sagt Nageler-Schluga. Daher würde die erste Woche der Sommerhochschule unter dem Motto „Bewusst abschließen“ firmieren.
Die Möglichkeiten der Persönlichkeitsentwicklung umfassen zudem kreative Bereiche, Stimmbildung – und sogar der Humor soll nicht zu kurz kommen. „Wenn Lehrer die oft belastenden Vorgänge im Klassenzimmer mit Humor nehmen können, leistet das im Idealfall einen Beitrag zur Prävention von Burn-out“, sagt Nageler-Schluga. Laut ihrer Erfahrung würden sich Lehrer vermehrt solche Veranstaltungen zur Persönlichkeitsbildung wünschen, weil der Schulalltag Lehrern heute Dinge abverlangt, die mit hohen Kompetenzen im Fach, der Didaktik und Unterrichtsgestaltung allein nicht zu bewältigen sind. Für intensivere Formate, die einen Perspektivenwechsel und Arbeit an der eigenen Person voraussetzen, brauche es aber Abstand von der täglichen Präsenz im Klassenzimmer. Dafür eigne sich die Sommerhochschule ideal.
Diese Einschätzung hat auch eine wissenschaftliche Basis: Das Konzept der Sommerhochschule stützt sich auch auf erste Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt der PH Kärnten zur Akzeptanz und Nachhaltigkeit von Fortbildung, das gemeinsam mit Südtirol durchgeführt wird. Dabei werden Lehrkräfte und Schulleitungen befragt, wie Fortbildung gestaltet sein sollte, um wirksam werden zu können.
Bereits jetzt laufen die Vorbereitungen für den zweiten Teil der Sommerhochschule an: Die letzte Ferienwoche im September steht unter dem Motto „bewusst anfangen – kompetent anfangen – fachlich/didaktisch anfangen“. Anmeldungen nimmt die PH Kärnten noch entgegen.