Gerade erst ist in der Ukraine ein erbitterter Kampf um die Präsidentschaft mit dem ersten Wahlgang zu Ende gegangen, am Ostersonntag findet die Stichwahl statt. Besonders der Politikneuling und Schauspieler Wolodymyr Selenskyj, der den amtierenden Präsidenten Petro Poroschenko herausgefordert hat, fiel im Wahlkampf mit einer ausgefeilten Internet-Strategie auf: Statt auf Debatten setzte der Publikumsliebling auf die Sozialen Medien.

Mit Erfolg: Selenskyj schaffte es in die Stichwahl und machte gleichzeitig deutlich, welche Bedeutung die digitalen Technologien in der Ukraine mittlerweile haben. Dieser Bedeutung sind sich auch die Forscher hinter dem Projekt „dComFra“ bewusst – hinter der Abkürzung steckt ein Team der FH Kärnten, das sich mit dem „Digitalen Kompetenzrahmen für ukrainische Lehrer und andere Bürger“ beschäftigt.

„Unser Ziel ist, Menschen in der Ukraine den Umgang mit den neuen digitalen Technologien näher zu bringen. Das fängt bei einfachen Arbeiten wie der Erstellung von Dokumenten und Präsentationen an und geht bis hin zu fundiertem Wissen in der IT-Sicherheit“, sagt Antonina Hammermüller. Sie ist Teil des Projektteams im Studienbereich Engineering & IT an der FH und verkörpert als gebürtige Ukrainerin das personelle Bindeglied zwischen Kärnten und dem Karpatenland.

Dort gebe es vor allem ein Problem mit älteren Lehrern, die in ihrer Ausbildung wenig bis gar nicht mit Computern in Berührung gekommen sind und sich jetzt schwer dabei tun, mit den aktuellen Entwicklungen der Technologie Schritt zu halten. „Jüngere Lehrer verfügen da schon über einen guten Wissensstand, aber für ältere ab 50 Jahren ergeben sich große Hürden, wenn sie mit dem Internet arbeiten müssen. Daher suchen wir im Projekt Strategien für die Ausbildung und die Entwicklung digitaler Kompetenzen, um das System an die Bedürfnisse anzupassen“, sagt Hammermüller.

"Nationale Koalition"

Nichts weniger als die Reform des Systems der Lehrerausbildung in der Ukraine schwebt ihr vor, Vorbild dafür sollen Best Practice-Beispiele aus der ganzen Welt sein. Aus diesem Grund kooperiert die FH auch mit 15 internationalen Partnern, sechs davon kommen aus der EU. Aber auch innerhalb der Ukraine soll ein Netzwerk aufgebaut werden: Verbände, Bildungseinrichtungen, staatliche Behörden und Wirtschaftsvertreter sollen eine „Nationale Koalition“ bilden.

Trainingseinheiten wurden im Rahmen des Projekts bereits durchgeführt, und zwar in Litauen und Polen, wo Lehrpersonalvertreter ukrainischer Hochschulen sich mit ihren Kollegen vernetzen und austauschen konnten. Bald kommt das Projekt nach Kärnten: Von 8. bis 12. Juli ist ein Projekttraining und Treffen mit Rektoren ukrainischer Universitäten an der FH am Campus Villach geplant.