Virtuelle Welten wie "Second Life" werden immer beliebter - wie sieht das ein Kommunikationsexperte?
CARSTEN WINTER: Die Kommunikationsprozesse werden in so einer Welt völlig aufgebrochen. Das Internet hat uns die Struktur ermöglicht: Heute kommuniziert jeder mit jedem.

Das klingt nach Anarchie.
WINTER: Das ist es auch. Beziehungen werden schnell geschaffen und auch schnell wieder aufgelöst.

Hinter dem Erfolg von "Second Life" steht trotzdem auch eine Art Zusammengehörigkeitsgefühl der Benutzer.
WINTER: Das lässt sich einfach erklären. Früher haben wir uns über Religionen und Nationen definiert. Heute ist es eine gemeinsame Technologie.

Gleichzeitig drängen immer mehr Unternehmen ins "Second Life". Warum?
WINTER: Das Verhältnis zwischen Verkäufer und Konsumenten hat sich gravierend verändert. Heute gestaltet der Konsument seine Beziehung zum Unternehmen, früher war es umgekehrt.

Was bedeutet das für Unternehmen?
WINTER: Wer sich eines Kommunikationkanals wie "Second Life" bedient, hat anderen gegenüber einen Zeitvorsprung.

In "Second Life" kann man seiner Figur, dem Avatar, beispielsweise Adidas-Turnschuhe verpassen.
WINTER: Das ist nur ein Weg, ein Produkt am virtuellen Kunden zu testen.

Müssen Eltern jetzt zittern, Kinder ans Netz zu verlieren?
WINTER: Nein, die Nutzer können, bis auf wenige Ausnahmen, reales und virtuelles "Ich" sehr gut unterscheiden.