Verkehrte Welt: Tolle Jobaussichten holen in Kärnten keinen vor den Ofen. Für Technikstudien an Uni Klagenfurt und Fachhochschule (FH) Kärnten gibt es zu wenig Bewerber - und das trotz beispiellosem Mitteleinsatz.

Werbeoffensive. Allein 400.000 Euro verschlingt nun eine gemeinsame Werbeoffensive von Uni und FH, der so genannte "IT-Campus". Für die neue technische Fakultät der Uni werden in den nächsten fünf Jahren 12,5 Millionen Euro investiert.

Mitarbeiter gesucht. Ausreichend viele Techniker sind in Zeiten von Arbeitsplatzsstreichungen in der "Old Economy" (Ara, Gabor & Co.) und der immer wichtiger werdenden Informationsgesellschaft eine Überlebensfrage für Kärnten. Beispiel Infineon: Der Chiphersteller suchte im September 100 Techniker. Davon sind 60 Jobs immer noch nicht besetzt.

Informatik und Co. "Unternehmen suchen vor allem Leute mit einschlägigem Studium", weiß Heinrich C. Mayr, Rektor der Uni Klagenfurt und selbst Informatiker. Im Wintersemester haben nur 39 Studenten Informatik inskribiert. Insgesamt knapp 100 Anfänger gibt es in allen technischen Studien, vor fünf Jahren waren es noch 210.

Keine Studiengebühr. Nirgendwo in Europa dürften IT-Studenten ähnlich "gehätschelt" werden wie an der Klagenfurter Uni. Rektor Mayr bedauert: "Klar macht es uns Angst, an eine Fakultät ohne Studenten zu denken. Aber das ist keine Klagenfurter Entwicklung, sondern ein internationales Phänomen, das sich alle paar Jahre wiederholt und dann immer schlimmer wird." Und Mayr weiter: "Es kann nicht angehen, dass jeder studiert, was er will. Man müsste den Zugang regulieren." Das könnte zum Beispiel durch IT-Stipendien oder Gratis-Studiengebühren für Techniker geschehen.

Personalhunger. Können heimische Firmen ihren Personalhunger nicht stillen, haben sie gegenüber der globalen Konkurrenz das Nachsehen, damit auch der Standort Kärnten. Und die gute Konjunkturnachfrage verstärkt das im Moment: Im Vergleich zu 2005 hat sich die Zahl freier IT-Jobs um 90 Prozent erhöht und es gibt bereits empfindliche Engpässe.