Was in der Brauerei übrig bleibt, nachdem das Bier in Flaschen abgefüllt wurde und für den Abtransport bereitsteht, hat weder geschmacklich noch optisch viel zu bieten: „Biertreber“ ist der Fachbegriff für die Rückstände des Braumalzes, eine grau-grüne Masse mit herbem, malzigem Geruch. Verwendung findet das Überbleibsel vor allem als Futtermittel, bald schon könnte aber eine neue Option zur Verfügung stehen: als Bio-Kunststoff.
Daran arbeiten die Forschungsteams von „BeSoGreat“, einem grenzüberschreitenden Projekt zwischen Österreich und Italien. Die Projektleitung liegt bei der FH Kärnten, wo schon seit geraumer Zeit Kompetenz für den 3D-Druck aufgebaut werden konnte. Am Forschungszentrum ADMiRE wird untersucht, wie viel des aufbereiteten Biertrebers als Zusatzstoff zu einem Biokunststoff beigefügt werden kann, um gute Ergebnisse beim 3D-Druck zu erzielen.
„In den ersten Versuchen haben wir verglichen, wie sich der Druckprozess mit und ohne Biertreber unterscheidet. Dabei hat sich gezeigt, dass wir mit rund 30 Prozent Zusatz von Biertreber besser drucken können, als ohne“, sagt die Kunststofftechnikerin Sandra Schulnig. Sie arbeitet mit dem aufbereiteten Biertreber, der von einem Forschungspartner aus Italien bereitgestellt wird, und Bio-Kunststoffen aus nachwachsenden Quellen.
Das Potenzial für eine Nutzung im großen Maßstab ist gegeben: Die Brauindustrie in der EU produziert jährlich über 39,5 Millionen Liter Bier, bei der Herstellung fallen mehr als 6,4 Millionen Tonnen Biertreber an. 20 Prozent des Biertrebers werden als Restmüll in Deponien entsorgt. Daraus ließen sich Kunststoffprodukte wie Verpackungen herstellen, die biologisch abbaubar sind.
Wie schnell sie abbaubar sind, hängt vom Anteil des Biertrebers ab, auch dahingehend wird an der FH experimentiert. „Wir führen Tests durch, wie schnell sich der Kunststoff in unterschiedlichen Medien wie Erde oder Kompost zersetzt“, sagt Schulnig. Der nachhaltige Kunststoff lasse sich aber auch für länger haltbare Produkte einsetzen, in Italien wurden daraus bereits Blumentöpfe hergestellt. Sollte Biertreber eines Tages aufgrund von neuen Richtlinien auch nicht mehr als Futtermittel eingesetzt werden dürfen, wäre die industrielle Kunststoffproduktion ein möglicher Ausweg. Dieser Meinung ist auch die EU, die das Projekt im Rahmen von Interreg mit insgesamt rund 750.000 Euro aus EFRE-Mitteln fördert.
Diese Seite erscheint in Kooperation mit der Kärntner Hochschulkonferenz. Die redaktionelle Verantwortung liegt ausschließlich bei der „Kleinen Zeitung“.