Eines gleich vorweg: So manches wird den Studierenden immer bleiben: die Motivation, die Neugier, die Vorbereitung auf den Beruf, ganz allgemein die Persönlichkeitsentwicklung. Doch in der Praxis wird das Studieren anno 2030 wohl doch etwas anders aussehen als heute.

Neue Formate


„Die Formate werden andere sein. Im Sinne des lebensbegleitenden Lernens wird es mehr Kurzstudien, Spezialausbildungen und Uni-Lehrgänge geben. Auch der Medieneinsatz – Stichwort Blended Learning – wird den Studiumsalltag weiter revolutionieren. Wahrscheinlich in einer Weise, die wir uns heute vielleicht noch nicht vorstellen können“, sagt Elke Gruber, Leiterin des Arbeitsbereiches Weiterbildung am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz.


Vor allem: „In den Massenfächern und gerade in den Bachelorstudien werden große Lehrveranstaltungen ja jetzt schon elektronisch abgeprüft. Da geht es eindeutig in Richtung Standardisierung von Prüfungsanforderungen, und ich bin nicht nur glücklich darüber, weil es ja ein Einstieg in ein Wissenschaftsgebiet ist. ,Face to face‘ wäre hier sicher gut.“ Wenngleich es später – also im Masterstudium – immer individueller werde.


„Ich könnte mir auch eine spätere Renaissance der mündlichen Prüfungen vorstellen“, so Gruber. „Eine Gefahr, die ich sehe: Die so genannten Elite-Unis wie etwa Oxford funktionieren meist ganz klassisch. Da sitzt ein Professor mit fünf bis sechs Studierenden im Raum, es wird gelesen, danach spricht man darüber. Und nach wie vor sind Lesen, Auseinandersetzen, kleine Forschungsprojekte schon wichtige Dinge, um sich eigenständig mit Wissen auseinanderzusetzen.“

Orchideenfächer


Fest steht für die Expertin: „Das Grundstudium wird immer wichtig sein für den Einstieg ins akademische Leben.“ Und auf die Frage, ob es denn die typischen Orchideenfächer 2030 noch geben wird: „Wer kann denn schon sagen, welche das dann sein werden? Orientalistik etwa ist derzeit mit aktuellen Bezügen ganz wesentlich, um die Welt zu verstehen. Was ein Orchideenfach ist, verändert sich eben über die Zeiten“, sagt die Bildungswissenschafterin. Bedarf ortet Elke Gruber auf alle Fälle bei einem breiteren Angebot an weiterbildenden Studienfächern. „Hier sind den Themen wahrscheinlich keine Grenzen gesetzt.“ Und noch ein Ausblick: „Bis 2030 wird sich die Studierendenzahl in Österreich vermutlich auf einem hohen Niveau einpendeln, auch durch das Modell der dualen Berufsausbildung.“


Ob man sich das Studieren dann überhaupt noch leisten wird können? Gruber bejaht, denn: „Da muss man die bildungspolitische Dimension ins Spiel bringen. Nicht nur arbeitsmarktpolitisch ist das wichtig, sondern als Motor für die Demokratisierung einer Gesellschaft. Das muss es wert sein.“