So funktioniert also eine Ich-AG der etwas anderen Art: "Es ist nicht nur die Lust am Fliegen, es ist die Lust am Leben." Wenn der Airrace-Pilot nicht – seit, ja, fast Jahrzehnten – Red-Bull-Partner wäre, müsste man ihn glatt für die Firma erfinden. Fester Händedruck, listige Augen und eine Abenteuerlust, die für zwei reichen würde.

"Freak". Bis 25, 26, war er laut Eigendefinition "Kletter-Freak". Er jobbte als Bergführer, immer gerade so lange, bis er wieder in die weite Welt klettern konnte. Aus seinem Golf baute er übrigens den Beifahrersitz aus, legte ein Brett rein, und das war dann sein Bett, so etwas spart Nächtigungskosten. Das Sportwissenschafts-Studium brach er knapp vorm Ende ab, weil "es hat plötzlich keinen Sinn mehr für mich gemacht. Ich muss mich nicht wichtiger verkaufen, als ich bin".

"Free Flyer". Als Paragleittestpilot in der Schweiz erlebte er einen weiteren Aufstieg: Anstatt im Golf lebte er im VW Bus. Dann hob Arch endgültig ab, gründete das Red Bull Acro Team, eine Mannschaft der besten Free Flyer (Hängegleiter, Paragleiter, Base-Jumper, Fallschirmspringer). Hannes Arch inszenierte sogar für den Willy-Bogner-Film "Ski to the Max" den Paragleitflug eines Audi Allroad aus einem Flugzeug. Ach ja, das Fliegen. Hubschrauberpilot, Kunstflieger, und Manager des Red Bull Airrace ist/war er auch. "Was ich jetzt bin? Ich weiß es nicht."

Passt vielleicht das Wort Lebenskünstler?
Hannes Arch: Vielleicht. Denn egal, ob etwas wirtschaftlich Sinn macht, oder ob ich vielleicht etwas Besseres finde, das war nie ein Thema. Das, was ich getan habe, war in diesem Moment mein Lebensinhalt. Egal, ob ich später damit was verdienen kann.

Kommt das Wort Pensionsvorsorge überhaupt in Ihrem Wortschatz vor?
Arch: Ich lebe im Moment, ich habe mir noch nie Sorgen gemacht, dass ich nichts tun kann. Solange ich denken und arbeiten kann, solange will ich mich nicht für die Pension absichern. Natürlich bin ich versichert für den Fall, dass etwas passiert. Aber ich bin keiner, der sich gegen alles versichert.

Sie waren einer, der die Base-Jumper – also Menschen, die von Gebäuden und Brücken springen, um knapp vor dem Boden den Fallschirm zu ziehen – bekannt machte. War der Weg Ihrer Karriere auch so riskant?
Arch: Wir wussten immer, was wir tun und was wir wollen. Das Hauptinstrument waren wir ja selbst, wir Athleten. Unsere Sportarten hat es als Solche noch gar nicht gegeben. Also mussten wir den Sport als Sport erst kreieren. Da habe ich mein Handwerk gelernt. Handwerk im Sinne von Wissen aneignen. Mit den Filmproduktionen, die wir darüber gemacht haben, konnten wir leben.

Warum ist das Fliegen ein zentrales Thema für Sie geworden?
Arch: Jeder Mensch hat einen Platz, eine Bestimmung. Wenn ich das für mich gefunden habe, dann will ich mich darüber ausdrücken – das bin ich, und nur so machst du es gut.

Wie gehen Sie mit Abstürzen um?
Arch: Wenn du oben bist, dann kostet das Energie. Wenn du unten bist, kannst du dich besinnen, orientieren und Energie gewinnen. Du musst Höhenflüge und Tiefschläge gleichermaßen akzeptieren. Du musst Vertrauen haben in den Zeiten, in denen es nicht so gut geht. Wenn du normal weitermachst und akzeptierst, dass es so ist, kannst du daraus Kraft schöpfen.

Was hat Sie in Ihrem Leben geprägt?
Arch: Ich halte nichts von Klischees. Jemand muss so sein, weil er den Job hat – was soll das? Ich bin ein Individuum. Ganz so ernst darf man alles nicht nehmen. Auch sich selber nicht.