Ihr Kindheitstraum war es, irgendwann Geschichte und Deutsch zu unterrichten. Sie haben jedoch eine komplett andere Richtung eingeschlagen und sitzen heute im Chefsessel der Statistik Austria: Wie kam's dazu?
Gabriela Petrovic: Vom Traumberuf musste ich mich schon im Gymnasium verabschieden, da damals die Berufsaussichten für Lehrer mit diesen Fächern schlecht waren. Mit Mathematik oder Physik hätte ich mehr Chancen gehabt, aber Naturwissenschaft war nie ganz mein Fall. So hab' ich mich schweren Herzens von meinem Traum verabschiedet und für die Rechtswissenschaften entschieden.

Mathematik war nie Ihr Fall? Trotzdem sind Sie bei der Statistik gelandet?
Petrovic: Ja, deshalb sollte man niemals nie sagen. Aber es war wirklich so, Mathematik war für mich immer nur ein Lernfach, also nie eines, wofür ich mich begeistern konnte. Zahlen eben. Allerdings muss ich betonen, dass es einem echten Statistiker die Haare aufstellt, wenn sein Bereich mit dem eines Mathematikers in einen Topf geworfen wird. Sicher haben beide mit Zahlen zu tun, aber die Statistik umfasst doch das Sammeln, Analysieren und Aufbereiten von Zahlen. Rechenmodelle sind dafür zwar notwendig, stehen aber nicht im Vordergrund.

Ist das Thema tatsächlich so trocken wie es für Laien klingt?
Petrovic: Überhaupt nicht. Es kommt auf den Zugang an. In Verbindung mit Statistiken erscheinen den meisten Menschen Zahlen als trockene Materie. In dem Moment, in dem allerdings Geld dahinter steht, wird diese lebendig. Um einen Kredit zu bekommen, legen dann selbst jene alle Daten offen, die bei einer Volkszählung vom gläsernen Menschen sprechen. Der Unterschied liegt im unmittelbaren Nutzen für den einzelnen: Während die Leute bei einem Kredit Bares sehen, liegt der Benefit unserer Erhebungen beim Unternehmen Österreich. Daher fehlt dem Bürger auch der Zugang.