Was die Schwarzwaldklinik und der Emergency Room mit Österreichs Pflegelandschaft zu tun haben? "Sie sind mitverantwortlich für das falsche Bild, das Jugendliche von Pflegeberufen haben", stand für die sechs Experten beim Themenabend der Kleinen Zeitung außer Frage. Denn in der Hauskrankenpflege wie im Pflegeheim seien Eigenverantwortung und fachliche Kompetenz gefragt, Krankenschwestern und Co. daher nicht bloß Beiwagerl des Primars, sondern in ihrem Bereich mindestens so kompetent wie Dr. Brinkmann und so cool wie Dr. Ross alias George Clooney.

Was bedeutet Pflege für Sie?
FRANZ FERNER: Pflege ist eine professionelle Dienstleistung, die vielfach für ältere Menschen erbracht wird und diesen helfen soll, schwierige Lebenssituationen zu meistern. Das Pflegepersonal muss daher nicht nur über eine profunde, fachliche Ausbildung verfügen, sondern auch eine große Portion Hausverstand und ein hohes Maß an Herzensbildung mitbringen.

Gibt es einen Unterschied zwischen Betreuung und Pflege?
CHRISTINE ECKER: Ja, wenn man sich die Frage stellt, was der Patient braucht: Braucht er jemanden, der einfach für ihn da ist, der ihm die Wäsche macht, ihm Essen kocht, dann sprechen wir von Betreuung. Braucht er hingegen jemanden, der ihm hilft, körperliche Defizite auszugleichen, so sprechen wir von professioneller Pflege.

ERIKA WAGNER: Mittlerweile unterscheidet man sogar zwischen Pflege und professioneller Pflege. Man spricht hier vom so genannten "Case and Care Management". Dabei geht es einerseits um ein professionelles Management rund um den Gesundheitszustand des Patienten, andererseits schaut man sich die Sache auf einer übergeordneten Ebene an: Welche Dienste werden in der Gemeinde angeboten? Gibt es Essen auf Rädern, Selbsthilfegruppen und dergleichen. "Case and Care-Management" bedarf systemischen Denkens. Es zählt zu den professionellsten Tätigkeiten im Pflegebereich und erfordert sowohl Weitblick als auch Sinn fürs Detail. Eine wirklich spannende Sache.

Gibt es den Beruf des "Case and Care Managers" derzeit schon?
ECKER: Nein, an sich nicht. Man kann sagen, dass diese Aufgabe zu 80 Prozent von Pflegefachkräften übernommen wird, wobei der Prozess bereits im Krankenhaus beginnt. Es gibt aber bereits eine eigene Ausbildung zum Pflegeberater, die unter anderem an der Donau-Uni Krems oder im Rudolfiner-Haus in Wien angeboten wird.

DANIELA KOLLEGGER: Wobei man sagen muss, dass die Koordination dieses Prozesses nicht ausschließlich Aufgabe des Pflegepersonals ist bzw. sein kann. Bei den Elisabethinen wird diese beispielsweise von Sozialarbeitern gemanagt, die aber vom Pflegepersonal unterstützt werden.

Welchen Ausbildungsweg sollen Jugendliche beschreiten?
FERNER: Einerseits gibt es die Ausbildung im diplomierten Bereich wie zur diplomierten Gesundheits- und Krankenschwester bzw. zum diplomierten Gesundheits- und Krankenpfleger (DGKS und DGKP) und andererseits die Ausbildung im Bereich der Pflegehelfer. Diese bilden die Basis, die auch künftig wichtig sein wird. Beste Chancen für einen Job werden aber diejenigen haben, die sich in der Folge spezialisieren. Beispielsweise in der Altenpflege zu Demenzspezialisten.