Gewalt am Arbeitsplatz entsteht laut dem Kriminalpsychologen Thomas Müller nicht von heute auf morgen, sondern es ist ein schleichender Prozess. Kommen drei Umstände zusammen, kann es für den Betroffenen irgendwann zu viel werden und zu einer "Eskalation" kommen: Eine mindestens sechs Monate andauernde negative Stresssituation am Arbeitsplatz, fehlende Identifikation mit dem Betrieb und schließlich private Probleme, erklärte Müller bei einer Pressekonferenz am Montag in Wien.

Niemand vor "Eskalation" gefeit

Das Wort Gewalt meint jede Form von destruktiver Verhaltensweise anderen gegenüber, betonte der Kriminalpsychologe und erklärte, dass keiner vor einer "Eskalation" gefeit sei: "Ich bin überzeugt, dass jeder von uns unter widrigsten Umständen soweit kommen kann, dass er sagt: 'Ich mag jetzt nicht mehr'."

Hilfreich könnte sein, "dass man das eine oder andere entschleunigt", sagte Müller. Auch sollte man "eine persönliche, offene, ehrliche Form der Kommunikation" am Arbeitsplatz unterstützen: "Das muss auch von jedem selbst ausgehen." Schlechte oder gar abgebrochene Kommunikation am Arbeitsplatz führe nämlich zu Angst. Als drittes sollte man Menschen "nichts versprechen, was man nicht halten kann. Menschen haben es so satt, angelogen zu werden und immer nur das Kleingedruckte lesen zu müssen."