Sie sind putzmunter, obwohl doch am Vortag (bei uns Valentinstag) wild das chinesische Neujahr begangen wurde. Und sie frieren ein bisschen. Minus 15 Grad hat es in Seoul, wo die Kärtnerinnen Silke Singer und Nina Roblyek mit fünf anderen Frauen in einer WG leben. Seit acht Monaten studieren sie Anglistik und Amerikanistik in Südkorea.

Um die Finanzierung unseres Auslandssemesters haben wir uns selbst gekümmert. Wir wurden großzügig unterstützt, haben aber auch an jeder Tür geklopft - vom Bürgermeister bis hin zu Banken, Unternehmen und Wirtschaftskammer. Der Frosch, der im Brunnen lebt, beurteilt das Ausmaß des Himmels nach dem Brunnenrand, haben wir mit auf den Weg bekommen. In unserem Land gibt es eine Menge Frösche, die alle Ausreden finden, nicht ins Ausland zu gehen. Nur zehn Prozent der Studenten peilen einen Auslandsaufenthalt - zu den üblichen Zielen - an. Gerade aber die exotischen sind spannend. Senegal, Südamerika, alles wird an der Uni in Klagenfurt angeboten. Korea war ein absoluter Glückstreffer für uns.

Die beiden Kärtnerinnen leben in der Nähe der Chung-Ang-Universität.

Natürlich hatten wir anfangs Angst. Vor allem, als wir bei 38 Grad aus dem Flugzeug gestiegen sind. Alles war so anders, die Menschen, die Sprache - wir wollten gleich wieder heim. Alle Gasthäuser sahen aus wie Spelunken. Mittlerweile wissen wir: Die sind eben so und man isst köstlich und günstig um rund zwei Euro pro Person. Das respektvolle Miteinander ist uns sofort aufgefallen. Nicht nur unter den Professoren, auch unter Studenten aller Semester.

Die Eltern stecken ihr ganzes Geld in die Ausbildung ihrer Kinder. Wer es sich finanziell leisten kann, geht also von 8.30 Uhr bis rund 22 Uhr zur Schule. Denn wer zu wenig Punkte bekommt, kann später nicht studieren, was er will.

Auf der Uni dann tragen die Studentinnen während der Prüfungszeit ihre Haare in der Regel unter Kappen, weil sie sich die in der Bibliothek nicht waschen können, in der sie oft tagelang lernen und schlafen. Man muss sich vorab einen Sessel reservieren. Wir merken, dass wir selbstständiger in unserer Lernmethoden sind, nehmen ein Buch her und strebern das Wesentliche. Koreaner lernen alles Wort für Wort auswendig.

Mittlerweile wollen die beiden so schnell nicht wieder an ihre Stamm-Uni in Klagenfurt zurückkehren und haben um Verlängerung angesucht. Am 2. März beginnt nach der Winterpause das Sommersemester. Diesmal unterstützt sie die Chung-Ang-Universität.