Der zweite Jahrgang der kombinierten Ausbildung zum Bachelor der Pflegewissenschaft und dem Diplom für Gesundheits- und Krankenpflege hat begonnen. Wie groß ist das Interesse?

NOTBURGA ERLACHER: 144 Ausbildungsplätze haben wir mit der MedUni Graz gemeinsam, leider ist es uns nicht gelungen, diese zu füllen. Nicht alle, die die Matura haben und in den Pflegeberuf gehen, wollen ein Studium absolvieren.

Suchen Sie derzeit Fachkräfte?

WALTER PANSI: Ja, etwa einen Leiter unseres Altenfachbereichs.

Der Bedarf an Gesundheits- und Pflegefachkräften steigt, wie wird darauf reagiert?

NOTBURGA ERLACHER: Die Ausbildungszahlen wurden in der Steiermark in den letzten fünf Jahren um ein Drittel erhöht. Wir haben etwa 2000 Schülerinnen, zwischen 600 und 700 jährliche Diplomabsolventinnen. Es gibt eine Wellenbewegung - jetzt scheinen wir wieder den Plafond erreicht zu haben. Wenn der Diplom-Schlüssel so bleibt, ist es ausreichend.

OTTO SCHEIFLINGER: Ich plädiere ja nach wie vor für einen Lehrberuf in der Pflege, dann könnten junge Leute sanft an das Thema herangeführt werden.

Welche Möglichkeiten gibt es für berufliche Umsteiger?

PANSI: In unserer Schule für Sozialbetreuungsberufe gibt es die Möglichkeit, auch in älteren Jahren berufsbegleitend die Ausbildung zum Fach- oder Diplom-Sozialbetreuer zu machen. Wir haben mit diesen Umsteigern gute Erfahrungen gemacht, nahezu alle haben bei uns eine Anstellung gefunden.

Welche Kenntnisse setzen Sie in der 24-Stunden-Pflege voraus?

GERHARD HOFSTÄTTER: Für uns ist wichtig, dass die Damen und Herren Deutsch sprechen, eine Ausbildung gemacht haben - wobei die im Heimatland sicher anders ist als bei uns - und dass sie Erfahrung in der Personenbetreuung mitbringen. Wir versuchen Charaktereigenschaften abzutesten, indem wir über Skype Kontakt aufnehmen.

Wie wird Altenbetreuung künftig aussehen?

PANSI: Es wird neue Modelle geben müssen, weg vom klassischen Altenheim oder betreuten Wohnen. Wir werden ein anderes Berufsbild zeichnen müssen, das durch hohe Flexibilität, hohe soziale Kompetenz und hohe fachliche breite Bildung gekennzeichnet ist, einen hochgebildeten Alltagsmanager. Unsere Generation wird sich ein anderes Leben im Alter vorstellen.

ERLACHER: Ziel muss sein, die Leute möglichst lange zu Hause zu unterstützen.

HOFSTÄTTER: Man muss zwischen Betreuung und Pflege unterscheiden. Die Einsamkeit der Menschen nimmt zu. Es ist einfach wichtig, dass jemand da ist.

Das heißt, neben dem Seniorenanimateur wird auch die Gesellschafterin wieder gefragt sein?

PANSI: Ja.

SCHEIFLINGER: Ich habe das bei meinem Vater erlebt. Wir Kinder konnten ihn zwei Stunden jeden Tag beschäftigen, aber 22 Stunden war er einsam. Die soziale Komponente sollte man nicht außer Acht lassen. Man kann viel im Vorfeld tun, aber Pflegeeinrichtungen wird es geben müssen - allein der Demenzkranken wegen.

Was würden Sie sich von Ausbildungsseite her wünschen?

HOFSTÄTTER: Ich würde begrüßen, wenn es eine Ausbildung Richtung Personenbetreuung von öffentlicher Seite geben würde. Wir wollen nun ein eigenes Ausbildungszentrum bauen.

ERLACHER: Meines Wissens gibt es bereits einen Vorentwurf seitens des Ministeriums.

PANSI: Im diplomierten Bereich wäre es wichtig, die Fachrichtung Altenpflege zu forcieren.