Welche technischen Studien werden derzeit nachgefragt?

KARL PETER PFEIFFER: Die Nachfrage hält sich leider in Grenzen. Es gibt eine große Differenz zwischen dem, was die Unternehmen bräuchten, und dem, wofür sich junge Leute entscheiden. Deutliches Interesse - mehr Bewerber als Studienplätze - gibt es in Fahrzeugtechnik, Luftfahrt oder im Bauingenieursbereich. Technische Studien werden oft als schwierig angesehen.

Sind sie es nicht auch?

PFEIFFER: Ich würde sie als Herausforderung sehen. Die größte Hürde ist für viele die Mathematik, aber Datenanalyse ist wie ein spannender Krimi. Wir versuchen, den Leuten die Angst vor der Mathematik zu nehmen, etwa mit dem zweiwöchigen Warm-up für alle Studienanfänger, in dem der Schulstoff wiederholt wird.

DANIELA GORTAN-KAINZ: Wenn man Europa mit Asien vergleicht, sind wir sicher nicht unbegabter. Da werden Schätze nicht gehoben, die in der Veranlagung stecken. Wir müssen uns fragen, was wir als Gesellschaft falsch machen, dass wir Kinder später nicht für die Technik halten können.

Wie gelingt es, komplexe technische Themen etwa im Halbleiterbereich so darzustellen, dass sie an Attraktivität gewinnen?

STEFAN ROHRINGER: Seit rund sieben Jahren kümmern wir uns um drei große Themen - Energieeffizienz, Mobilität und Sicherheit. Alle drei sind gut greifbar. Darüber schafft man den Einstieg.

GORTAN-KAINZ: Unser Weg ist es nicht, die Produkte so zu infantilisieren, dass sie interessant werden, sondern über die Produktanwendungen die Aufmerksamkeit zu gewinnen.

MARTIN BARZAUNER: Junge Leute haben kein Problem mit Technik, aber sie tun sich schwer, die Ausprägungen zu unterscheiden.

ROHRINGER: Jeder will die neue Technik haben, doch viel zu wenige können sich vorstellen, dass die Dinge hier vor Ort entstehen, nicht in Kalifornien oder Korea.

PFEIFFER: Technik wird meist als selbstverständlich gesehen und nur wahrgenommen, wenn sie nicht funktioniert.

GERALD LETH: Manuelle Arbeit reizt junge Leute nicht unbedingt. Dass man durch sie aber tief in die Technik einsteigen kann und viele Dinge bewegen kann, Gebäude errichten, in denen Energie eingespart und CO2 reduziert werden kann, das wird zu wenig beachtet. Wir versuchen, das unseren Lehrlingen bewusst zu machen.

Wie schaut die technische Ausbildung der Zukunft aus, mit der man nie mehr arbeitslos wird?

BARZAUNER: Eine Eigenschaft, die Techniker grundsätzlich haben, ist, dass sie gewohnt sind, ständig zu lernen. Wenn man als Techniker gewillt ist zu lernen, wird man immer einen Job haben.

In jedem Bereich, auch in der IT?

BARZAUNER: Natürlich, wir haben eine gigantische Transformation vor uns, wo etwa alle Handelsstrukturen sich verändern, da ist insgesamt ein großer Bedarf da.

PFEIFFER: Man braucht schon ein Engineering-Denken, um weiterzukommen. Deshalb sind viele Ingenieure erfolgreiche Manager, weil sie sich durch die systematische, strukturierte, prozessorientierte Arbeit auch in anderen Positionen bewähren.

GORTAN-KAINZ: Techniker haben sehr gute Voraussetzungen für Führungspositionen. Bei Gesprächen mit Führungskräften über ihr Erfolgsrezept zählen sie die physikalisch-technischen Grundlagen auf, die Kreativität - und kein flaues Gefühl im Magen, wenn der Kundenbegriff fällt.

Kreativität und Technik sind also kein Widerspruch?

PFEIFFER: Der Techniker ist kein Technokrat, er braucht ein hohes Maß an Kreativität und eine Vision.