Wo liegen die größten Betätigungsfelder für angehende Mitarbeiter im Gastro- und Tourismusbereich?

JOSEF SCHELLNEGGER: Es gibt regional und international unterschiedliche Entwicklungen. Der Tourismus ist seit 1995 um das Doppelte gewachsen. Derzeit gibt es weltweit 5300 Fünf-Sterne-Hotels, die in der Projektphase sind. Man könnte sagen, die ganze Welt ist im Tourismusfieber. Überall werden Leute gebraucht. In der Heimat haben wir in den einzelnen Regionen eine unterschiedliche Personalsituation.

WOLFGANG HAAS: Die Möglichkeiten und Chancen in der Gastronomie und im Tourismus sind größer als je zuvor.

Gibt es derzeit Arbeitskräfte auf dem Markt?

MICHAEL SCHUNKO: Es ist derzeit sicher leichter, einen Kochlehrling zu finden, der ambitioniert und zielstrebig ist, als einen Restaurantfachmann. Der Kochberuf hat in den letzten Jahren - auch durch das Medium Fernsehen - sehr an Image gewonnen. Nicht nur die Gastronomie hat dieses Imageproblem, sondern der Dienstleistungsbereich generell. Vollkommen zu Unrecht, denn der Restaurantfachmann hat seine Bühne und kann der Star im Lokal sein.

Wie kann man sich denn als angehender Restaurantfachmann zum Star im Lokal entwickeln?

SCHUNKO: Indem man sich weiterbildet, sich Kenntnisse in Bezug auf Wein, Cocktails, Spirituosen zulegt, kompetent ist, ein gutes Gefühl für den Gast entwickelt - dann kann man auch zum Topstar werden.

Wie kann man das Image des Restaurantfachmanns auf Hochglanz bringen?

JÜRGER KLEINHAPPL: Wir müssen schon in der Unterstufe aktiv werden und in die Schulen gehen, um Leuten die Gastronomie - welchen Bereich auch immer -schmackhaft zu machen. Wir bekommen viele Bewerbungen aus der Hotelfachschule, an denen man ablesen kann, dass viele noch nicht wissen, wo sie stehen.

Ist die Grundausbildung in den Lehrberufen für die Gastronomie ausreichend?

SCHUNKO: Das Einzige, das am Lehrberuf Restaurantfachfrau/-mann fehlt, ist, dass Wein-, Bier- oder Käsesommelier schon als Modul in die Ausbildung integriert sein sollte. Das Praktische, das Umgehen mit den Gästen kommt ohnehin später dazu.

SCHELLNEGGER: Wir bieten diese Qualifikationen als Zusatzausbildungen an, etwa seit fünf Jahren den Barista, Jungsommelier, Käse- und Bierexperten. In den Unterricht haben wir das deshalb nicht gepackt, weil ohnehin schon genug drinsteckt.

KLEINHAPPL: Grundsätzlich sollte man den Unterschied zwischen Koch und Restaurantfachmann gar nicht so krass darstellen - beide haben die fast gleichen Arbeitszeiten, nur dass der Koch am Morgen ein bisschen früher da ist. Die beiden Berufe sind wirklich ähnlich und sollten das auch bleiben - sie sollten sich sogar noch viel mehr verbinden.

Informieren sich die Bewerber über Ihr Lokal, bevor Sie sich bei Ihnen bewerben?

SCHUNKO: Sie wissen genau Bescheid und gehen bewusst auf uns zu. Interessant ist, dass rund 70 Prozent davon Schulabbrecher sind, die Geld verdienen wollen. Wir haben ganz tolle Lehrlinge - die letzten sechs haben mit Auszeichnung abgeschlossen. Wir arbeiten auch viel mit ihnen und bringen ihnen zum Beispiel bei, dass es nicht wichtig ist, wie viel der Gast konsumiert, sondern, dass er sich wohlfühlt.

Sehen Sie gemeinsames regelmäßiges Essen mit der Mannschaft als Motivationsfaktor?

KLEINHAPPL: Es kann schon funktionieren, dreimal am Tag gemeinsam zu essen. In der Hotellerie wird das oft gelebt. So formt man ein Team, der Chef sitzt mit am Tisch und isst mit dem Personal. In den Toprestaurants wird das immer stärker eingeführt.

HAAS: Wir zelebrieren natürlich an der Schule das Essen, es hat einen großen Stellenwert. Dort findet auch Kommunikation statt. Motivierend für die Mitarbeiter seitens der Betriebe sind sicherlich Incentives, Ausflüge mit dem Chef zu internationalen Vorzeigebetrieben.