Gibt es derzeit qualifiziertes Personal am Markt?

GERALD STABERL: Ja gibt es, die Wiener Städtische hat 2011 im Außendienst in der Steiermark 48 Mitarbeiter eingestellt, heuer liegen wir bei knapp 40. Je schlechter die Arbeitsmarktsituation ist, desto eher erinnert man sich der Versicherungsbranche. Allerdings bleiben ihr dann nur etwa 30 Prozent erhalten.

WOLFGANG THELESKLAV: Im Außendienstbereich haben wir in den letzten fünf Jahren unseren Stab von 700 Mitarbeitern auf 800 österreichweit aufgestockt. Aber Versicherung kann man natürlich nicht auf den Außendienstmitarbeiter beschränken - ein Versicherungsbetrieb wird zu Recht oft als Haus der 100 Berufe bezeichnet, weil die Aufgaben so vielfältig sind - vom Controlling über eine IT-Abteilung bis zum Risikomanagement.

GUNDULA TAMNIG: Wir leben vom Außendienst und in dem Bereich qualitativ gute Mitarbeiter zu finden, ist schon schwierig. Wir wollen eben nur die besten.

Der Außendienst hat noch immer nicht das positive Bild anderer Berufe in der Versicherungsbranche - mit welchem Argument halten Sie dagegen?

STABERL: Früher hat man sicher noch anderes gearbeitet als heute. Hinter dem Beruf steckt eine fundierte Ausbildung mit anspruchsvoller BÖV-Prüfung.

ELISABETH BRODNIK: Mit dem Imagethema beschäftigen wir uns nicht mehr. Wir sagen zu unseren Mitarbeitern: "Ihr tragt Verantwortung wie ein Arzt." Man nimmt die Anamnese auf, untersucht, was der Kunde braucht, und bietet quasi einen Therapieplan in Form von Produkten an. Wir setzen auf "Life-Checker".

TAMNIG: Das negative Image endet spätestens dann, wenn der Mitarbeiter sieht, wie professionell die Ausbildung ist und dass der Beruf eine Herausforderung ist.

Was wird denn am Außendienst besonders geschätzt?

BRODNIK: Unter anderem die Flexibilität, die Menschen haben sehr viel Freiheiten und müssen damit umgehen können. Von neun bis 17 Uhr arbeiten zu gehen, ist nicht jedermanns Sache.

WILLI NOLL: Der Beruf ist krisensicher und es ist ein wachsender Markt. Wir suchen laufend Mitarbeiter.

Macht es Sinn, Produkte über die Neuen Medien zu lancieren und zum Beispiel über Facebook zu verkaufen oder wird man immer Menschen brauchen?

NOLL: Man wird immer Menschen brauchen. Es ist ein Riesenvorteil, einen Berater zu haben, der sich auf mich einlässt, um zu erfahren, was ich wirklich brauche. Es gibt ja nicht mehr ein einziges Paket, sondern ganz individuelle Lösungen für den Einzelnen.

THELESKLAV: Und diese Lösungen wird es immer nur Face-to-Face geben.

Wie erkennt man, ob ein Bewerber Talent für den Außendienst mitbringt?

STABERL: Wir führen Assessment- Center durch und prüfen dabei etwa, ob jemand extrovertiert ist und wie er in Verkaufssituationen reagiert. Man kann gewisse Elemente erkennen, die man später weiterentwickelt. Es gibt ja auch keinen fertigen Arzt.

TAMNIG: Im Rahmen unseres Auswahlverfahrens versuchen wir, das Potenzial des Bewerbers zu erkennen. Wie stellt er sich an, wie reagiert er? Man sieht, ob er das überhaupt lernen kann.

THELESKLAV: Wir suchen Leute mit "cool head, warm heart und working hands", also Leute, die einen kühlen Kopf bewahren, aber auch ein Herz haben und den Zugang zum Kunden finden, wissen, was er braucht. Und sie müssen ein gewisses Ausmaß an Fleiß mitbringen. Sonst werden sie keinen Erfolg haben.