Ein Wachstum von knapp 10 Prozent im vergangenen Jahr und ein Gesamtumsatz von 800 Millionen Euro. Die Kärntner IT-Branche wächst schnell. Dennoch sind viele heimische IT-Unternehmer und Interessenvertreter unzufrieden.

Ausgangspunkt ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Universität Klagenfurt, wonach 73 Prozent der Befragten einen eklatanten Fachkräftemangel beanstanden. "Den heimischen IT-Dienstleistern fehlen die qualifizierten Mitarbeiter. Das Problem fußt bereits in der Ausbildung von Jugendlichen. Es besteht Handlungsbedarf, sonst wird der Abfluss an Aufträgen ins Ausland weiter steigen", sagt Martin Zandonella, IT-Unternehmer und Obmann der Sparte Information und Consulting der Kärntner Wirtschaftskammer. 300 Stellen könnten dadurch im kommenden Jahr nicht nachbesetzt werden.

"Kein Ansprechpartner"

Daher fordert Zandonella mehr Geld für die Ausstattungen in den Ausbildungsstätten, eine Imageoffensive für IT-Berufe und einen Kontaktpartner auf Landesebene. "Wir haben derzeit keinen Ansprechpartner im Land. Wenn wir uns nicht einmischen würden, würden wichtige Themen gar nicht vorkommen." Der Sprecher der Fachgruppe Unternehmensberater, Buchhalter, IT-Dienstleister (UBIT), Peter Kreiner, kritisiert: "Die IT hat in Kärnten nicht den Stellenwert, den sie verdient. Der Standort muss attraktiver werden. Das inkludiert den Flughafen, wo Flugzeuge wünschenswert wären."

"Das stimmt so nicht", reagiert Technologiereferent Harald Dobernig (FPK). Das Land unternehme viel. Ein Beispiel sei der Lakesidepark mit mehr als 1000 Mitarbeitern. Und es gebe Ansprechpartner, die mit der Wirtschaftskammer in Kontakt stehen. Außerdem werde ein neuer Beteiligungsfonds mit 18,5 Millionen Euro aufgelegt. Geld, das IT-Unternehmen in der Startphase zur Verfügung stehen soll.

Kritik kommt aber auch von den Unternehmern selbst. Alexander Windbichler, Gründer des Klagenfurter IT-Dienstleisters Anexia: "Bestes Beispiel für die schlechter werdende Infrastruktur ist der Flughafen. Kunden werden davon abgehalten, nach Kärnten zu kommen. Der Standort verliert an Attraktivität." Zum Fachkräftemangel sagt er: "Bewerbungen kommen viele. Aber gute und zuverlässige Leute zu finden, ist sehr schwer."

Mehr Mut gefordert

Das bestätigt Rudolf Ball, Inhaber des Softwareunternehmens Symvaro: "Viele gute Mitarbeiter verlassen das Land." Er fordert "mehr Mut und neue Ideen". Maria Kirschner, Ost-Süd Vertriebsleiterin des IT-Riesen IBM: "Die Attraktivität des Standortes Kärnten ist gegeben, aber ein bisschen mehr Mut zur Innovation wäre wünschenswert."