Wie kamen Sie auf die Idee, Fluglotsin zu werden?

TANJA LANG: Mein Vater war viel geschäftlich unterwegs und ich war sehr oft mit ihm am Flughafen. Ich fand das faszinierend und hatte schon früh den Wunsch, einmal auf einem Flughafen zu arbeiten.

Wäre auch die Arbeit im Cockpit eine Option gewesen?

LANG: Ich habe tatsächlich 1999 die Privatpilotenausbildung gemacht. Einmal ist mein Fluglehrer mit mir auf den Grazer Turm marschiert, damit ich auch die andere Seite kennenlerne.

Da ist dann der Funke übergesprungen?

LANG: Ja, 2004 habe ich mit der theoretischen und Simulatorschulung in Wien bei Austro Control begonnen und habe seit 2007 das Rating für den Grazer Flughafen. Das ist quasi die Arbeitserlaubnis für einen speziellen Arbeitsplatz.

Fluglotsen können also nicht auf jedem Flughafen arbeiten?

LANG: Richtig. Das letzte Jahr der Ausbildung, das On-the-Job-Training, absolviert man bereits dort, wo man arbeiten wird - auf jedem Flughafen gibt es unterschiedliche Verfahren.

Inwiefern?

LANG: Jeder Fluglotse hat bei uns ein Tower- und Approach-Rating und kann in beiden Bereichen eingesetzt werden. In Wien zum Beispiel hat jeder Lotse jeweils nur ein Rating.

Können Sie diese Einsatzbereiche für unsere Leser kurz erklären?

LANG: Der Tower kontrolliert den gesamten rollenden Verkehr (Fahrzeuge und Flugzeuge) auf den Bewegungsflächen am Boden sowie alle fliegenden Luftfahrzeuge im Nahbereich des Flugplatzes. Die Anflugkontrolle oder Approach sorgt dafür, dass Luftfahrzeuge, die sich einem Flughafen nähern, von den Luftstraßen zu einem Instrumentenlandesystem eines Flughafens geführt werden.

Das sind verantwortungsvolle Aufgaben. Dementsprechend umfangreich ist bestimmt auch die Ausbildung.

LANG: Sie dauert im Schnitt drei Jahre, wobei man als Trainee bereits ein Gehalt bezieht. Die erste Hürde nimmt man beim dreistufigen Aufnahmeverfahren.

Welche Voraussetzungen sollte man denn mitbringen?

LANG: Einen sehr guten Gesundheitszustand, gute Englischkenntnisse, geografisches Verständnis, räumliches Vorstellungsvermögen, Merkfähigkeit und vor allem Simultankapazität.

Letzteres bedeutet, dass man in der Lage ist, mehrere Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen?

LANG: Hauptsächlich sollte man gleichzeitig hören, reden und schreiben können. Man spricht z. B. über Funk mit einem Piloten, gleichzeitig kommt auf der zweiten Frequenz eine Meldung zum Bodenverkehr herein und man muss nebenbei auf den Flugdatenstreifen schreiben.

Das klingt nicht nach einem Spaziergang.

LANG: Ja, man ist immer gefordert und die ganze Zeit hoch konzentriert. Aber dafür werden wir ja gründlich aus- und weitergebildet. Und es ist spannend und abwechslungsreich.

Hat man nach 9/11 eigentlich auch die Angst im Hinterkopf, dass so etwas sich wiederholen könnte?

LANG: Also, ich denke an so einen Extremfall eigentlich nie. Das Schlimmste, was mir jetzt einfällt, wäre ein Radarausfall. Dann hätte ich aber immer noch die Flugdatenstreifen und das Verkehrsbild im Kopf. Ich kenne das aber Gott sei Dank nur vom Simulator, denn wir werden natürlich für alle Eventualitäten regelmäßig trainiert.

Wie lädt man nach einem so anstrengenden Dienst am besten seine Batterien auf?

LANG: Möglichst nicht am Computer oder vor dem Fernseher. Ich mache viel Bewegung an der frischen Luft. Radfahren, Wandern und Klettersteige sind mein Ding.

Halten Sie Ihren Beruf für familienfreundlich?

LANG: Ich denke schon. Man hat ja zwischendurch viel Freizeit. Wenn so wie bei mir der Partner im selben Beruf tätig ist, geht es natürlich noch ein bisschen besser. Babypausen muss man gut timen, denn nach einer gewissen Zeit verliert man das Rating und Einschulung und Prüfung müssen neu absolviert werden.

Ihr Resümee nach zehn Jahren: Haben Sie Ihren Traumjob?

LANG: Ja. Ich würde nichts anders machen. Ich übernehme gerne Verantwortung und es ist jedes Mal ein gutes Gefühl, wenn man weiß, man hat alles richtig und effizient ausgeführt.