Facharbeiter werden immer knapper - wie findet man geeignete Lehrlinge?

KLAUS PETER KRONLECHNER: In Kärnten wurde dazu 2012 das TAZ - ein Test- und Ausbildungszentrum - installiert. Jugendliche werden an 30 Stationen auf ihre Stärken getestet und die Ergebnisse vergleicht man danach mit hinterlegten Firmenprofilen. Mittlerweile ist das TAZ ein fixer Bestandteil der Berufsorientierung an Kärntner Schulen. Insgesamt wurden seit Inbetriebnahme 8873 Jugendliche, großteils in der achten Schulstufe, getestet. Es soll auch in der Steiermark eingeführt werden.

Warum hinkt das Image der Lehre noch immer hinterher?

GERHARD OSWALD: Es muss im Bildungssystem eine ehrliche Durchlässigkeit geben, nicht nur eine konstruierte. Normalerweise müsste es so sein, dass ein Jugendlicher sagt: "Meinen Doktor der Technik fange ich morgen mit meiner Lehre an." Man hat mit einer Lehre alle Möglichkeiten.

BARBARA LEITNER: Die Lehre sollte endlich gesellschaftsfähiger werden. Eine Techniklehre bedeutet ja nicht, nur in der Werkstatt zu stehen. Sie ist so vielfältig - allein der Bereich der CNC-Programmierung.

BERND HAINTZ: Die Jugendlichen müssen stärker darüber informiert werden, was etwa ein Zimmereitechniker überhaupt macht. Das Erste, was bei dem Begriff vor dem geistigen Auge erscheint, ist der Dachstuhl. Dabei ist jemand, der heutzutage im Holzbau tätig ist, in so vielen Bereichen gefordert. Das müssen wir einfach besser darstellen.

JOHANN HACKL: Wir müssen beginnen, umzudenken. Brauchen wir eine erfüllte Akademikerquote? Für mein Unternehmen finde ich aktuell keinen CNC-Programmierer, wir können nicht expandieren. Es ist keiner am Markt.

Wie gelingt ein Umdenken?

HAINTZ: Man muss unter anderem verstärkt die Eltern ins Boot holen. Ihre Sorge ist nach wie vor, dass Kinder, die eine Lehre machen, in einer Sackgasse landen. Wir müssen viel stärker kommunizieren, welche Karrieremöglichkeiten es gibt, um den Eltern die Angst zu nehmen.

Die Karrieremöglichkeiten sind sicher noch zu wenig bekannt, etwa im Bereich Mechatronik.

KRONLECHNER: Es gibt den Lehrberuf des industriellen und den des gewerblichen Mechatronikers, der acht verschiedene Berufsgruppen vereint. Nur Fahrradtechnik ist kein eigener Lehrberuf.

Besteht die Möglichkeit, dass es einmal einen geben wird?

LEITNER: Derzeit ist das nicht abzusehen. Fahrradtechnik ist als Kurs am Wifi erlernbar. Das dauert vier Monate, ist in Module gegliedert - auch das Modul der Elektrofahrräder ist dabei.

Wie begeistert und motiviert man junge Leute so, dass sie im Lehrberuf bleiben?

HACKL: Begeistern kann nur der Unternehmer vor Ort. Dort werden die Leute abgeholt. Er muss um seine Mitarbeiter werben.

KRONLECHNER: Wir müssen unsere Leute für die Zukunft formen. Wir wollen nicht, dass sie gehen und sagen: "Da hab ich nichts gelernt."

HAINTZ: Das Wichtigste für einen jungen Menschen an seinem zukünftigen Beruf ist, dass ihm ein gutes Betriebsklima geboten wird. Das Zweite, dass er selbst Geld verdient - die Höhe macht es nicht aus. Wichtig ist, im Betrieb schnuppern und einmal selbst Hand anlegen zu können.

Wenn Sie eine Wunschliste an die Politik schreiben würden, was stünde an erster Stelle?

HAINTZ: Es muss etwas in der Bildungsdebatte weitergehen. So wie es jetzt läuft, hat es keine Zukunft.

Was sollte sich in puncto Ausbildung bewegen?

OSWALD: Die Grundausbildung - Rechnen, Schreiben - muss sich verbessern. Wichtig dabei ist, dass man nicht nur rechnen lernt, man muss es auch anwenden können.

Was, wenn man versuchen würde, verstärkt Maturanten für eine Lehre zu gewinnen?

LEITNER: Wir haben gerade vor eineinhalb Jahren im Metallbereich die verkürzte Lehre nach der Matura aufgesetzt und versuchen nun, eine Klasse mit Maturanten zu füllen. Sie würden alle zwei Jahre lang ausgebildet und steigen auf dem gleichen Niveau ein.