Noch vor der Eröffnung versuchen ein paar Gäste einen ersten Blick durch das Fenster in den "Prinz Johann" in Völkermarkt zu werfen. Als sich die Holztür öffnet, ist eine kleine Stufe zu meistern, bevor es in Richtung der eingedeckten Holztische geht. Gastgeber Philipp Medved (29) aus Poggersdorf, zuletzt Geschäftsführer in der Nobelbäckerei und Bistro "Josef Brot" in Wien, begrüßt die Gäste, ehe er sie zu Tisch geleitet. Das "Du" wird gleich angeboten. "Wir wollen eine lockere und entspannte Atmosphäre. Die Leute sollen sich wohlfühlen", sagt Medved.
Die Gaststube ist, wie sie die Leute von früher her noch kennen. Durch die weißen Tischdecken kommen die Holztische gut zur Geltung. In der Mitte steht eine Bienenwachskerze, Messer, Gabel und Löffel liegen auf einer "Holzbank". "Diese hat Martin angefertigt, damit man das Besteck mehrfach verwenden kann. Der Nachhaltigkeit zuliebe brauchen wir keine Armarda an Besteck. Dadurch ersparen wir uns selbst auch ein bisschen Arbeit", sagt Medved.
In der Küche steht Martin Nuart (32) mit seinem roten Cappy und blauer Schürze. Vor ihm liegt eine Seeforelle, die er frisch aus dem Privatteich seines Schwagers gefangen hat.
"Ich bereite gerade eine kleine Ceviche zu. Das ist eine schnell gezauberte sommerliche Vorspeise. Dazu brauche ich Zitrone, Limette, Radieschen, Basilikum, Salz, Jungzwiebel, Liebstöckel-Öl und ein paar Kräuter aus unserem Garten", verrät Nuart, einer der besten Köche Kärntens. Das Gemüse wird auch am Wochenmarkt in Völkermarkt gekauft. "Wir beziehen alles aus der Region, arbeiten mit bekannten Bauern und Produzenten zusammen", sagt Nuart. Der Sohn der Schafskäse-Familie Nuart vulgo Hafner in Waisenberg kochte an der Seite von Silvio Nickol im Palais Coburg, übernahm die "Clementine im Glashaus", um dann die letzten sechs Jahre zu Hannes Müller ins Vier-Hauben-Restaurant "die Forelle" am Weissensee zu wechseln. "Mit meiner Frau Martina haben wir beschlossen, dass wir unseren Lebensmittelpunkt in meine Heimat verlegen. Wir sind somit auch näher an unseren Familien und müssen unsere Kinder nicht aus einer gewohnten Umgebung reißen", sagt Nuart.
Die Speisekarte wird klein gehalten. "Wir sind nur zu zweit. Wir würden sonst nicht mit der Produktion nachkommen, weshalb wir auch erst ab Donnerstag geöffnet haben." Die Gäste können zwischen drei bis sechs Gängen – von 45 bis 75 Euro – wählen. Die passenden Getränke und Weine dazu serviert Medved. "Wir sind Liebhaber von Naturweinen, bieten welche aus Österreich und Slowenien an."
Sowohl Nuart als auch Medved haben sich sofort in den "Prinz" verliebt und sich kurzerhand dazu entschlossen, ein Pop-up-Restaurant (Lokal auf Zeit) zu betreiben. Beide sind zum ersten Mal selbstständig und haben dafür die "Bär & Schaf Wirtschaft" gegründet. Der Name leitet sich von Nuarts Schafskäsefamilie ab, Medved bedeutet auf Deutsch Bär. "Das fanden wir recht passend", sagen die beiden, die sich über den Sommer anschauen, wie das Lokal ankommt. "Danach werden wir sehen, was unsere weiteren Schritte sein werden", sagt Nuart.
Platz bietet das Lokal für bis zu 25 Gäste. Im Sommer können diese auch im Gastgarten verweilen. Für die hauseigenen Kräuter ist vorwiegend "Kräuterpädagoge" Medved zuständig. Einen grünen Daumen besitzen aber beide. "Wir befinden uns mitten in Völkermarkt. Man hört nur die Vögel zwitschern und hat einen tollen Blick auf die alte Stadtmauer", sagt Medved. Die Hausmauern umschlingt eine Blauweide, auf dem Nussbaum ist ein Baumhaus. "Das Liebste wäre uns, wenn sich die Leute überraschen lassen." Eine Tischreservierung wird empfohlen. Parkplätze gibt es beim Lokal keine. "Wenn wir offen haben, gilt keine Kurzparkzone mehr", sagt Nuart, der seine ganze Familie einspannt: "Sie helfen alle gerne mit."