Bis in die Einfahrt reicht die Schlange an Patienten, die schon zeitig in der Früh vor der Ordination ihres Arztes Hans Jörg Molderings in Kühnsdorf warten. Es ist die letzte Ordination des beliebten Arztes, denn „der Moldi“, wie ihn die meisten freundschaftlich nennen, geht in Pension.
„Wir wissen gar nicht, was wir ohne Moldi machen werden, er wird eine große Lücke hinterlassen“, geben die Patienten ihrer Sorge Ausdruck. „Das war eine andere Generation von Ärzten, die wird es nicht mehr geben“, sagt eine Dame, der die Betroffenheit über die bevorstehende Pensionierung ihres Hausarztes ins Gesicht geschrieben steht. Wenn er in seinen Feng-Shui-Garten mit Goldfisch-Teich und tibetischen Säulen tritt und auf die zahlreichen Blumengestecke seiner dankbaren Patienten auf der Terrasse vor der Ordination blickt, wischt er sich verstohlen ein paar Tränen aus den Augen: „Diese Welle der Dankbarkeit ist großartig.“
Es ist nicht nur sein Knie, das dem sonst fitten 75-Jährigen zu schaffen macht, sondern vor allem die Bürokratie, mit der „wir Ärzte gequält werden“. „Wir haben nur noch eine Drei-Minuten-Medizin“, prangert er das System an: „Wie kann ich mich bei 120 Patienten pro Tag dem einzelnen Menschen widmen?“
Im März kamen von der Ärztekammer die Vorschriften zur elektronischen Dokumentation und e-Medikation sowie für Elga (Elektronische Patientendaten). Dies hätte ihn 25.000 Euro gekostet und war der Anstoß, schon jetzt aufzuhören: „Gerne hätte ich noch zwei oder drei Jahre gemacht.“
Elisabeth Tschernitz-Berger