Herr Offner, wie sind Sie als Naturbursche, aufgewachsen in einem Forstbetrieb, in der IT-Branche gelandet?
NIKOLAUS OFFNER: Obwohl es zu Hause im Forstbetrieb nicht einmal einen Fernseher gab, hat mich EDV interessiert, seit ich den ersten Computer gesehen habe. Mit zwölf Jahren habe ich mit meinem Ersparten selbst einen gekauft.

Warum haben Sie dann an der TU Graz Architektur studiert?
OFFNER: Weil ich zum Teil künstlerisch begabt bin. Aber ich habe es gehasst, Pläne mit der Hand zu zeichnen, obwohl es schon Computerprogramme gab. Deswegen habe ich im Zeichensaal eine technische Infrastruktur aufgebaut. Dabei ist die Fakultät auf mich aufmerksam geworden und hat mich als Mitarbeiter beim Zentralen Informatikdienst eingestellt. Da bin ich mit Robert Rotman in einem Büro gesessen, mit dem ich 1997 das Telekommunikations-Dienstleistungsunternehmen Inode in Graz gegründet habe. Ein halbes Jahr davor hatten zwei Männer dieselbe Idee in Wien. Wir waren also insgesamt vier Gründer.

Wie ist die Idee für Inode entstanden?
OFFNER: Wir haben gesehen, dass es einen Markt gibt, den man bedienen muss. Damals, 1996, war das Internet in Österreich sehr langsam, weil es fast nur „Schmalband“-Verbindungen gab, in die man sich immer einwählen musste. In den USA gab es zu dieser Zeit schon Breitbandinternet. Wir haben die Modems in den USA bestellt und Datenverbindungen für Firmen aufgebaut. Bald waren es 100 Kunden in Graz. Bei 1000 haben wir einen dritten Mitarbeiter eingestellt. Damals war es schwer, IT-Personal zu bekommen. Er war Tischler, aber hatte Motivation und wollte das lernen.

Wie haben Sie so schnell so viele Kunden bekommen?
OFFNER: Durch Mundpropaganda. Unsere Kunden haben Service, Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis geschätzt. Außerdem war es immer wichtiger, die Menschen mit dem Internet zu verbinden. Später haben wir unsere Produktpalette erweitert. Wir haben zum Beispiel Webauftritte für Firmen ins Internet gestellt und dafür gesorgt, dass die Kunden darauf zugreifen können.

Wie ist Inode von einer Dreimannfirma zu einem Unternehmen mit 350 Mitarbeitern gewachsen?
OFFNER: Ausschlaggebend war, dass das Netz der Telekom für andere Anbieter zugänglich gemacht worden ist. So haben auch wir Zugang zu den Kupferleitungen der Telekom bekommen. Bis dahin war die Telekom Monopolist. Die Technologie hatten wir schon und dadurch auch die Infrastruktur. Der zweite Wachstumsschub kam 2001. In den Jahren davor haben die Menschen an der Börse viel Geld in unsere Konkurrenzunternehmen gepumpt. 2001 ist dann diese New Economy Blase geplatzt, einige unserer Konkurrenten waren in Konkurs geraten und wir haben sie dann übernommen. In meinen letzten drei Jahren bei Inode gab es 16 Abteilungen und Büros in jeder Landeshauptstadt. 2005 arbeiteten 350 Menschen bei Inode für 100.000 Kunden.

Was war denn Ihr Aufgabenbereich bei Inode?
OFFNER: Ich habe die Firma mit dem täglichen Geschäft geleitet und mich um das Personal gekümmert. Der Spirit unter den Mitarbeitern war einzigartig. Alle haben sich mit der Firma identifiziert und waren motiviert. Ausschlaggebend waren vermutlich das Wachstum und die Innovation und dass wir Geschäftsführer menschlich und nicht abgehoben waren. Bei Inode waren alle miteinander per Du.

Warum haben Sie Inode verkauft?
OFFNER: Das Angebot hat gestimmt. Und wir hätten Mobilfunkbetreiber werden müssen, um zu wachsen. Dafür hätten wir sehr viel Geld gebraucht. Deswegen hätten wir an die Börse gehen müssen. Ein amerikanischer Investor hat Inode gekauft und in UPC integriert. Alle Mitarbeiter wurden übernommen.

Was haben Sie dann gemacht?
OFFNER: Zuerst bin ich sechs Monate lang als Berater in der Firma geblieben, bis alle Bereiche übergeben worden sind. Dann habe ich mir ein Boot gekauft und bin 60 Tage in der Adria herumgefahren. Irgendwann ist mir das aber zu langweilig geworden. Dann ging es um die Veranlagung des Geldes. Die 95 Millionen Euro aus dem Verkauf sind anteilsmäßig auf die vier Eigentümer und Finanzinvestoren aufgeteilt worden. Nach dem Verkauf haben die Telefone bei mir Sturm geläutet. Ständig waren Banken dran, die mir Aktien, Anleihen oder Fonds verkaufen wollten. Ich bin ein Gefühlsmensch. Entweder ich kann mit etwas oder nicht.

Wie investierten Sie Ihr Geld?
OFFNER: Ich habe mich in den Bereichen Energie, Immobilien und Kapitalmarkt vertieft. In Graz habe ich mir Immobilien angeeignet. Ich habe auch ein Wasserkraftwerk gebaut und den Forstbetrieb in Vellach durch Forststraßenbau auf Vordermann gebracht. Hier produzieren wir Brennholz, das in Kärnten und der Steiermark verkauft wird. Seit zwei Jahren kümmere ich mich in Bad Eisenkappel um nachhaltige Forstwirtschaft. Deswegen zieht es mich mindestens einmal in der Woche von Graz hierher. Die Naturverbundenheit ist mir geblieben.

INTERVIEW: JULIA SLAMANIG