„Es war mein bisher schlimmster Einsatz. Ich hoffe, ein derartiger wiederholt sich nicht“, sagt Christoph Kutschek (35) von der Freiwilligen Feuerwehr St. Michael ob der Gurk. Er war auch einer der Ersten, der am Unfallort eingetroffen ist. „Leute haben geschrien, innerhalb von Sekunden mussten wir handeln“, erinnert er sich zurück.

Es war der 5. August des letzten Jahres, an dem sechs Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr St. Michael ob der Gurk gegen 20.35 Uhr nach Unterbergen zu einem Murenabgang alarmiert wurden. „Zuerst dachten wir, dass es sich um einen Standardeinsatz handelt. Erst kurz vor der Einsatzstelle wurde uns über Funk mitgeteilt, dass zwei Personen durch die Erdmassen eingeschlossen oder verschüttet seien“, sagt Kommandant Jürgen Wröhlich-Kordesch (46).

Als die Helfer in der Ortschaft ankamen, zeigte sich ein Bild der Verwüstung. „Der Hang war teilweise noch in Bewegung. Wurzelkörper und Baumstämme trieben talwärts. Die Siedlung wurde in zwei Teile geteilt, ein Haus wurde mit voller Wucht von der Mure getroffen“, schildert Wröhlich-Kordesch. In diesem Haus befand sich auch ein älteres Ehepaar, mit denen durch Zurufe kommuniziert werden konnte. Die Erdmassen versperrten jedoch Fenster und Türen. Der in der Hausmauer steckengebliebene Holzstamm trug zur Beruhigung der Lage nicht bei.

Der Murenabgang
Der Murenabgang © KK/FF VK

„Mithilfe einer Leiter konnten wir das Ehepaar aus dem ersten Stock bergen. Jede Bewegung musste sehr behutsam gemacht werden, umso auch ein Abrutschen zu verhindern“, so der Kommandant. „Es war sehr stressig, das Adrenalin stieg in die Höhe“, weiß noch Florian Schmalnauer (29), der nach dem Einsatz auch „schlaflose Nächte“ hatte. „Während wir arbeiten, funktionieren wir. Wobei wir uns hier auch selbst in Gefahr gebracht haben. Ich selbst stand bis zum Bauchnabel in den Erdmassen. Die nächste Mure machte sich schon bemerkbar“, so Philipp Offner (29). Matthias Sibitz (17) findet kaum Worte für diesen Einsatz: „Ich bin froh, dass wir helfen konnten.“

Es war für alle ein schockierender Moment. „Wir hätten nicht gedacht, dass so ein grobes Naturereignis auch uns einmal treffen wird“, sagt Kevin Parte (33). Mithilfe von weiteren eingetroffenen Einsatzkräften konnte die Situation unter Kontrolle gebracht werden. „Es ging zum Glück alles gut aus, auch dem Ehepaar geht es gut. Zurück in ihr Eigenheim kehrten sie aber nicht“, weiß  Wröhlich-Kordesch. Wobei auch die Feuerwehrmitglieder großes Glück hatten. Denn genau auf ihrem Sammelplatz ging noch eine weitere Mure ab. Zu diesem Zeitpunkt war dieser aber zum Glück wieder unbesetzt.

Von links: Kevin Parte, Jürgen Wröhlich-Kordesch, Florian Schmalnauer, Christoph Kutschek, Matthias Sibitz und Philipp Offner
Von links: Kevin Parte, Jürgen Wröhlich-Kordesch, Florian Schmalnauer, Christoph Kutschek, Matthias Sibitz und Philipp Offner © Simone Dragy

35 Personen evakuiert

Bei ihrer „Nachtschicht“ retteten Martin Dobrovnik (47), Peter Hutter (50) und Leopold Sadjak (45) von der Freiwilligen Feuerwehr Globasnitz/Globasnica am 6. August des letzten Jahres mehreren Menschen das Leben. „Aufgrund der vorangekündigten starken Regenfälle wurde schon untertags der Krisenstab einberufen. Während unserer Streiffahrten in der Nacht bemerkten wir wegen einer eigenartigen Färbung eine Verklausung im Feuersbergbach. Häuser drohten im Ortsteil überflutet zu werden“, erinnert sich Hutter, der als Vizebürgermeister zu dieser Zeit auch die Leitung des Krisenstabes innehatte und stillen Alarm auslöste, da „das Ausmaß des Schadens noch nicht abgeschätzt werden konnte“. Zwölf Häuser und insgesamt 35 Personen wurden evakuiert.

Aufgrund eines Bauchgefühls von Dobrovnik marschierten die Helfer noch zu Fuß in Richtung Slovenjach, als ihnen schon Anrainer Benedikt Laßnigg entgegenkam. „Gemeinsam konnten wir mehrere Gäste, die auf einem Gehöft ihren Urlaub verbrachten und die sich nur wenige Meter von der Abrisskante der Hangrutschung entfernt befanden, aus der Gefahrenzone bringen“, so Hutter, der „froh ist, dass alles gut ausgegangen ist: „Es war ein harter Tag. Der materielle Schaden war zwar groß, aber zum Glück ist kein Mensch zu Schaden gekommen.“

Für ihren Einsatz wurden die Feuerwehrmitglieder und Benedikt Laßnigg kürzlich mit dem Kärntner Ehrenkreuz der Lebensrettung ausgezeichnet. Während es für die meisten die erste Lebensrettung gewesen ist, hatten Hutter und Dobrovnik im Laufe ihrer Jahre als Feuerwehrmann schon einige: „Vor rund 20 Jahren bin ich privat zu einem Verkehrsunfall dazugestoßen. Damals wurde eine Radfahrerin angefahren. Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte habe ich die lebenserhaltenden Maßnahmen durchgeführt“, so Hutter.

Von links: Leopold Sadjak, Peter Hutter und Martin Dobrovnik
Von links: Leopold Sadjak, Peter Hutter und Martin Dobrovnik © LPD/Peter Just
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