Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Gasthaus „zum Wirth“ im Jahr 1787, als Wirtin Agnes Scherzer im selben Jahr ihren Sohn Michael taufen ließ, wobei das Wirtshaus schon viele Jahre davor bestand und mittlerweile ein über 250 Jahre langes Bestehen feiert. „Meine Oma ist eine Scherzer-Tochter, mein Opa hieß Hartl und ist vom Gailtal nach Neuhaus gekommen. Seit ihrer Hochzeit heißt unser Wirtshaus ‚Hartl vulgo zum Wirth‘ “, erklärt Reinhard Hartl, der die Land- und Gastwirtschaft seit 1998 bereits in vierter Generation betreibt und nun das 140-Jahr-Jubiläum des Wirtshauses unter diesem Namen feiert. 1942 brannte das Wirtshaus sogar nieder und wurde anschließen wieder aufgebaut. „Mein Vater Albert Hartl hat das Gasthaus erneuert und geleitet, da habe ich es nur übernehmen und weiterführen müssen“, erzählt der 53-Jährige, der seit seiner Übernahme das Gästehaus für Übernachtungen umgebaut und den Veranstaltungssaal zum Speisesaal umfunktioniert hat.
Für Veranstaltungen mit vielen Gästen wurde der heute als „Hartl-Stadl“ bekannte Stadl, der zum Gasthaus gehört, umgebaut. Den „Hartl-Stadl“ gibt es mittlerweile seit 31 Jahren und dort standen schon etliche Volks- und Schlagermusiker auf der Bühne. „Ende Juli findet bei uns immer der Jakobikirchtag statt. Mitten im Sommer will niemand in einem Saal sitzen, sondern unter freiem Himmel feiern. So kam es dazu, dass wir den Stadl gebaut haben“, erzählt Hartl, der je nach Größe der Veranstaltung den Stadl mit einem Zelt erweitern kann. Am liebsten erinnert sich der Neuhauser an die Konzerte mit den Nockis, Nik P. und Andreas Gabalier, aber auch die Jubiläumsfeste mit den „Original Fidelen Lavanttalern“ zurück. „1964 haben die ‚Original Fidelen Lavanttaler‘ bereits bei uns im Obstgarten gespielt, da war noch lange kein Stadl in Sicht. Es gab nur eine Wiese und ein paar Obstbäume“, so der Wirt, der selbst auch Harmonika spielt und keine Lieblingskünstler hat, sondern gerne alle Volks- und Schlagermusiker hört.
Der Kernbetrieb für die Familie Hartl ist und bleibt jedoch ihr Gasthaus, das sie mit Leidenschaft betreiben. Bei den Speisen haben sie sich auf Gerichte mit auf Buchweizen, umgangssprachlich „Hadn“, spezialisiert. „Der Hartl-Wirt ist ‚Der Hadnwirt‘ im Jauntal und so ist unsere kulinarische Philosophie geprägt vom ‚Hadn‘, der in seinen vielen Facetten in unserer Küche handwerklich und qualitativ hochwertig eingebunden wird,“ so Hartl, der von seiner Partnerin, seiner Tochter und seinem Sohn Reinhard unterstützt wird, der später auch den Betrieb übernehmen soll. Wichtig ist der Familie auch, regionale Produkte zu verwenden. So kommt das Schweine- und Rindfleisch aus der eigenen Landwirtschaft, das Gemüse aus dem eigenen Garten und die Forellen aus eigener Fischzucht. Alle anderen Produkte bezieht das Gasthaus von Produzenten aus der Umgebung. „Jeden Sonntag gibt es bei uns typische Kärntner Spezialitäten oder andere Spezialitätenschwerpunkte“, führt der 53-Jährige fort.
So erfolgreich die Vergangenheit auch war, die Gegenwart bringt auch einige Herausforderungen mit sich, vor allem in den letzten Jahren. „Die Großveranstaltungen sind immer schön, jedoch mit viel Aufwand verbunden. Auch die gesetzlichen Bestimmungen, die den Betreib nicht fördern, sondern eher behindern, erschweren es, ein Wirtshaus am Land zu führen“, meint Hartl, dem auch der Personalmangel zu schaffen macht. Umso schöner sind für ihn die Momente, „wenn das ganze Haus voll mit Gästen ist und man diese bewirten kann“.
Über 250 Jahre Wirtshauskultur und 140 Jahre „Gasthof Hartl vulgo zum Wirt“ möchte die Familie am 2. Juni bei freiem Eintritt in ihrem „Hartl-Stadl“ feiern. „Die ‚Original Fidelen Lavanttaler‘ haben damals als erste Band bei uns im Obstgarten gespielt. Da war es für uns logisch, dass die ‚Jungen Fidelen Lavanttaler‘ auf unserem Jubiläumsfest spielen“, betont Hartl. In Zukunft möchte er weiterhin viele Veranstaltungen planen und hofft, dass „uns die Gäste weiterhin treu bleiben“.