Das nach einem SS-Offizier benannte Karl-Hönck-Heim am nördlichen Ufer des Turnersees in der Gemeinde St. Kanzian soll jetzt umbenannt werden. Das bestätigt Klaus Kinzer, Obmann des Vereins Kärntner Grenzland (VKG), Besitzer der Liegenschaft: „Wir haben einen Grundsatzbeschluss gefasst und befinden uns gerade in der Umsetzungsphase“, sagt Kinzer. Verschiedenste Umbenennungsvarianten würde es bereits geben, über die noch diskutiert werde. Welche das sind, verrät Kinzer nicht.

Die Umbenennung begrüßt Sonja Kert-Wakounig von der Initiative Sablatnigsee/Zablaško Jezero, die vor Kurzem gegründet wurde: „Wir sind ein loser Zusammenschluss von Personen, die Bewusstseinsbildung leisten wollen.“ Aufgrund von Vorfällen in der Vergangenheit in der Nähe des Ferienheims, bei denen der Verdacht auf nationalsozialistische Wiederbetätigung bestand, lud die Initiative auch zu einer Informationsveranstaltung ins Veranstaltungszentrum K3 in St. Kanzian. „Wir haben gemerkt, dass Personen, die derartiges beobachtet haben, aus Angst vor Konsequenzen nicht darüber sprechen wollten“, sagt Kert-Wakounig. So gab es den Erzählungen nach in der Vergangenheit auch „unliebsame Begegnungen“. Urlaubsgäste hätten auch Gruppen von jungen Burschen beobachtet, die mit deutschen Fahnen über die Waldwege zwischen dem Turner- und Klopeiner See marschierten und dabei Lieder sangen, in denen die Vereinigung von Österreich und Deutschland zu einem großdeutschen Staat gefordert werden. Weshalb auch das Landesamt für Verfassungsschutz dahingehend Ermittlungen im letzten Jahr aufnahm, die nicht bestätigt werden konnten und abgebrochen wurden.

Sonja Kert-Wakounig von der Initiative Sablatnigsee
Sonja Kert-Wakounig von der Initiative Sablatnigsee © KK

„Prominent besetzt“

Die Geschichte des Ferienheims begann in den 1930er-Jahren, als Karl Hönck, damaliger Turnlehrer des Wolfsberger Turnvereines, zusammen mit einigen Turnerjungen, mit denen er am Klopeiner See bei einem Sommerlager verweilte, bei einem Erkundigungsausflug den damaligen Sablatnigsee entdeckte. Bereits 1932 wurde Hönck Mitglied der SS, zeitgleich wurde der Sablatnigsee vom Wolfsberger Turnverein gegründeten Verein „Kärntner Grenzland“ gekauft und in den Turnersee umbenannt. „Da der Turnverein den Kauf finanziell nicht stemmen konnte, wurde ein eigener Verein ins Leben gerufen. Damals gab es noch personelle Überschneidungen. Mit dem späteren NSDAP-Gauleiter Friedrich Rainer war dieser auch durchaus prominent besetzt“, weiß der Wolfsberger Historiker Christian Klösch, der darauf hinweist, dass „mit den von Hönck geleiteten Sommerlagern die Jugendlichen für die Idee des Nationalsozialismus begeistert werden sollten. Er war maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Turner in das NS-Fahrwasser gekommen sind“, so Klösch. Er hofft, dass auch das beim Landesarchiv Kärnten in Auftrag gegebene Gutachten, in dem die Geschichte des Turnersees näher beleuchtet wird, und das Kinzer vorliege, veröffentlicht werde.

Der Lavanttaler Historiker Christian Klösch
Der Lavanttaler Historiker Christian Klösch © Privat

Dass das Heim umbenannt werde, befürworte der Lavanttaler Historiker: „Somit wird dieser Teil der Geschichte aufgearbeitet.“ Bei der Umbenennung des Turnersees sehe er noch Diskussionsbedarf. „Es ist schon etwas Besonderes, dass eine topografische Bezeichnung nach einem privaten Verein umbenannt wurde. Der damalige Hintergrund war auch eindeutig jener, dass man Besitz von der Landschaft ergreift. Das wäre so, als wenn jemand ein Haus kauft und dann die Straße, die zu ihm führt, nach ihm umbenannt wird. Worüber sich die Nachbarn schon wundern würden“, sagt Klösch. Wenn es nach ihm geht, solle wieder der Begriff Sablatnigsee verwendet werden. „Es wäre eine schöne Geste gegenüber der Bevölkerung. Auch nach Jahrzehnten der Umbenennung gibt es heute noch nach wie vor Leute, die die damalige Umbenennung stört“, sagt Klösch.

Verhaltenskodex

Auch heute noch werden am Turnersee Sommercamps des Österreichischen Turnerbundes abgehalten. „Wir haben unterschiedliche Veranstaltungen. Angefangen bei Jugendcamps des Kärntner Blasmusikverbandes bis hin zur Kärntner Singwoche. Wir schauen, dass wir eine gute Auslastung zusammenbekommen“, sagt Kinzer, der schon in der Vergangenheit betonte, dass weder der Verein Kärntner Grenzland noch der Österreichische Turnerbund etwas mit dem Nationalsozialismus oder rechtem Gedankengut zu tun haben. Es gebe auch einen Verhaltenskodex.

Die Umbenennung wolle Kert-Wakounig jedenfalls im Auge behalten: „Ich möchte mich mit Herrn Kinzer in nächster Zeit auch persönlich zusammensetzen“, kündigt Kert-Wakounig an.